USA: Terroralarm vor den Kongresswahlen:"Wir nehmen diese Drohung sehr ernst"

Lesezeit: 2 min

Die Terrorfurcht ist wieder da: Mysteriöse Luftfracht-Pakete mit explosiven Material sollten offenbar jüdische Ziele in den USA treffen. Präsiden Obama spricht von einer "glaubhaften Bedrohung".

Reymer Klüver, Washington

Wenige Tage vor den US-Kongresswahlen haben Sicherheitsbehörden offenbar eine Attacke des Terrornetzwerks al-Qaida auf Ziele in den USA vereitelt. Nach Angaben von Präsident Barack Obama wurde Sprengstoff in zwei Paketsendungen aus dem Jemen, die an Synagogen in Chicago adressiert waren, in England und Dubai sichergestellt. Obama sprach von einer "glaubwürdigen Terrordrohung". Er fügte hinzu: "Wir nehmen diese Drohung sehr ernst."

Die Pakete aus ankommenden Frachflugzeugen werden genaustens unter die Lupe genommen. (Foto: REUTERS)

Der Fund einer manipulierten Druckerkartusche an Bord eines Frachtflugzeugs auf dem britischen East Midlands Flughafen von Nottingham hatte den weltweiten Terroralarm am frühen Freitagmorgen ausgelöst. Erste Untersuchungen ergaben, dass die Kartusche ein weißes Pulver und Drähte enthielt. Das Flugzeug des weltweit operierenden Kurierdienstes UPS, in dem die Ladung gefunden wurde, war zuvor auf einem abgelegenen Teil des Flughafen von Sprengkommandos durchsucht worden. Der Flughafen musste zeitweise gesperrt werden. Der Frachtflieger befand sich auf dem Weg nach Chicago. Das Paket stammte aus dem Jemen. Ein weiteres verdächtiges Paket war in einer Frachthalle in Dubai entdeckt worden.

US-Präsident Obama sei noch in der Nacht über eine mögliche Terrorbedrohung informiert worden, hieß es aus dem Weißen Haus. Obamas Sicherheitsberater John Brennan wollte am späten Freitagabend keine Stellung zu Spekulationen nehmen, dass bis zu 15 solcher Sendungen unterwegs seien. Obama selbst sagte, man werde keine Mühen scheuen, "um die Herkunft dieser verdächtigen Pakete zu ermittlen".

Wenige Stunden nach dem Zwischenfall in Großbritannien wurden zwei weitere UPS-Flugzeuge unmittelbar nach ihrer Landung auf den Flughäfen von Newark bei New York und in Chicago auf abgelegene Teile des Rollfelds umgeleitet und von Sicherheitskräften weiträumig abgesperrt. Die Flugzeuge hatten ebenfalls Sendungen aus dem Jemen an Bord. Dort wurde allerdings kein Sprengstoff gefunden. Am späten Vormittag rückte ein Bombenräumkommando auch im New Yorker Stadtteil Brooklyn aus. In einem UPS-Fahrzeug in einem großen Auslieferungslager war ebenfalls ein verdächtiges Paket aufgefallen. Allerdings wurde auch hier kein Sprengstoff gefunden. Später eskortierten zwei US-Kampfflugzeuge eine Passagiermaschine aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über dem Luftraum der USA zum Flughafen JFK in New York. Dies sei einzig und allein deshalb geschehen, weil das Flugzeug Fracht aus dem Jemen an Bord hatte, teilte ein FBI-Sprecher mit. "Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme."

Nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN gab es seit geraumer Zeit Befürchtungen in Geheimdienstkreisen, dass das Terrornetzwerk al-Qaida oder nahestehende Terroristen versuchen könnten, Sprengstoffladungen an Bord von Frachtflugzeugen zu schmuggeln. In den vergangenen 36 Stunden ging dann offenbar ein konkreter Hinweis ein: Ein arabischer Geheimdienst warnte die Amerikaner vor zwei Paketsendungen aus dem Jemen, die an jüdische Einrichtungen in Chicago adressiert waren. Der Absender, ein Jemenit, soll nach Medienberichten Verbindungen zum Umfeld von al-Qaida haben.

Der Jemen bereitet den Sicherheitsbehörden seit einiger Zeit Kopfzerbrechen. Das arabische Land gilt als Zufluchtsort für al-Qaida, von wo aus es trotz mehrerer Schläge des jemenitischen Militärs noch immer weitgehend ungehindert Operationen vor allem gegen amerikanische Ziele planen kann.

© SZ vom 30.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: