US-Senatskandidatin Joni Ernst:"Mutter, Lieutenant, Farm Girl"

Lesezeit: 2 min

Republikanische Senatskandidatin mit rustikalen Ansichten: Joni Ernst. (Foto: Bloomberg)

Als Heranwachsende kastrierte sie Schweine auf einem Bauernhof in Iowa. Nun will die Republikanerin Joni Ernst in den Senat und auch in Washington das Messer anlegen - bei den Staatsausgaben und Obamas Gesundheitsreform.

Von Nicolas Richter, Washington

"Ich bin damit aufgewachsen, auf einem Bauernhof in Iowa Schweine zu kastrieren", sagt Joni Ernst in dem Wahlwerbefilm, der sie berühmt machte. "Wenn ich also in Washington ankomme, dann weiß ich, wie ich das Messer anlegen muss."

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Ernst stammt aus einem der ländlichsten Staaten im Mittleren Westen der USA; bei der Parlamentswahl an diesem Dienstag bewirbt sie sich für den Senat in Washington. Sie hat keine Berührungsangst vor der großen Politik, denn letztlich, sagte sie einmal, gehe es ja in der Hauptstadt auch nur zu wie im Saustall: "Es ist dreckig, laut, und es stinkt." Ernst vermutet in Washington zu viele "typische" Politiker: "Sie reden, verschwenden und sind voller, nun, sagen wir, schlechter Ideen."

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Wenn Ernst, eine Republikanerin, von Kastration spricht, dann spielt sie nicht nur darauf an, dass sie die Ausgaben der Regierung von Präsident Barack Obama beschneiden möchte. Sie stellt auch die notorische männliche Dominanz im Senat infrage, vor allem in der republikanischen Fraktion. Ernst hat mit ihrer "Mädchen vom Land"-Attitüde auch deswegen so viel Aufsehen erregt, weil sie die Sehnsucht so vieler Amerikaner verkörpert, dass in der Hauptstadt endlich mal jemand das Messer zückt und Filz, Stillstand und Verschwendung beseitigt.

Den neuesten Umfragen zufolge hat Ernst inzwischen eine sehr realistische Chance, den Senatssitz des scheidenden Demokraten Tom Harkin zu erobern. Gewinnen die Republikaner landesweit insgesamt sechs solcher bisher demokratischen Sitze dazu, stellen sie künftig die Mehrheit im Senat und damit in beiden Parlamentskammern. Präsident Obama verlöre damit, zwei Jahre vor dem Ende seiner Amtszeit, seinen letzten Rückhalt im Kongress.

"Washington ist voller großer Verschwender"

Ernst, 44, ist zurzeit Senatorin im Landesparlament von Iowa, sie ist eine Veteranin des Irak-Kriegs 2003. Mit dem Slogan "Mutter, Lieutenant, Farm Girl" hat sie sich von einer völligen Außenseiterin im Wettbewerb um den Senat zur Mitfavoritin hochgekämpft. Ihre größte Stärke ist es, dass sie bodenständig wirkt, volksnah und natürlich - jene Eigenschaften, die Washingtons Politikern nach Ansicht der meisten Bürger so fehlen. Ihr Programm ähnelt dem der Tea-Party-Populisten: Sie möchte staatliche Ausgaben drastisch kürzen, Obamas Gesundheitsreform stoppen, für freien Waffenbesitz eintreten.

Linke Medien haben sie als schießwütig und unberechenbar dargestellt. Ernst hat einmal erklärt, sie habe immer ihre "wunderschöne, kleine Smith & Wesson, neun Millimeter" dabei und werde sich nicht nur gegen Einbrecher verteidigen, sondern notfalls auch gegen die Regierung, sollte die ihre Rechte infrage stellen. Ein Werbefilm zeigt sie am Schießstand, eine Stimme sagt, sie werde auf Obamas Gesundheitsreform feuern. Aber ihr berühmtester Spruch handelt von kastrierten Schweinen. "Washington ist voller großer Verschwender", sagt sie, "jetzt bringen wir sie zum Quieken."

© SZ vom 04.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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