Umstrittene Kampagne der IG Metall Bremen:Gut gemeint. Nicht gekonnt?

  • Um gegen den AfD-Parteitag in ihrer Stadt zu demonstrieren, lässt die IG Metall Bremen ein Plakat für Solidarität und gegen Fremdenhass drucken.
  • Das Motiv ist 25 Jahre alt und zeigt, klischeehaft abgebildet, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe.
  • Im Internet kritisieren Nutzer die Kampagne.

Von Ines Alwardt

Eigentlich hatte Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall Bremen, es ja nur gut gemeint. Mit der Kampagne "Wir machen Solidarität erfahrbar" wollten er und seine Kollegen ein Zeichen setzten - für Solidarität und gegen Fremdenhass. Sie hatten dafür extra ein neues Plakat drucken lassen. Jetzt, eine Woche später, sagt Stahmann: "Ich bin überrascht von diesem ganzen negativen Feedback."

Weil die AfD am Samstag in Bremen ihren Parteitag abhält, hatte das "Bündnis gegen Rassismus und Rechtspopulismus - Bremen" zu Gegendemonstrationen aufgerufen. Auch die IG Metall hatte sich eine Aktion überlegt und im Keller noch ein paar alte Plakate gefunden, mit einem besonderen Motiv.

Darauf zu sehen waren drei Menschen, gezeichnet wie von einem Kind, aber vor allem sehr klischeehaft dargestellt: ein dunkelhäutiger Mann, ein Mann mit roter Farbe und Feder im Haar sowie eine Frau in gelb, schmalen Augen und einem langen geflochtenen Zopf. Sie stehen in einer Reihe, zwischen ihnen ein Plus-Zeichen, am Ende der Gleichung hat jemand die Farben der deutschen Flagge gemalt, darunter steht: "Ihre Farben sind unsere Zukunft. Viele Kulturen, eine Zukunft!"

"Ekelhafte Klischees, dummer Rassismus", kritisieren Nutzer

Gute Symbolik, befand die IG Metall Bremen, ließ das Motiv auf ein neues Plakat drucken und hängte es prominent ins Gewerkschaftshaus. Am Dienstag tagten dort ein paar linke Bündnispartner, "die fanden unsere Symbolik nicht so gut", sagt Stahmann, einer von ihnen fotografierte das Plakat und stellte es ins Internet. Die Kritik folgt nun prompt: Von "ekelhaften Klischees" und "dummem Rassismus" ist auf Twitter die Rede.

Volker Stahmann versteht die ganze Aufregung nicht. "Es geht mir doch nur darum, dass wir ein Zeichen gegen Rassismus setzen", sagt er. Ob das nun die richtige Symbolik sei, darüber könne natürlich jeder anderer Meinung sein. "Wir wollten jedenfalls nicht sagen, wogegen wir sind, sondern wofür - nämlich dafür, dass alle Menschen willkommen sind."

Das Motiv des Plakats ist 25 Jahre alt. Es stammt nach Stahmanns Angaben aus einem Projekt, das der Deutsche Gewerkschaftsbund damals zusammen mit der Initiative "Gelbe Hand - mach meinen Kumpel nicht an!" organisiert hat. Früher sei es ganz oft benutzt worden, sagt Stahmann.

Trotz des Protests im Netz will er sich von dem Plakat nicht trennen. Er sagt: "Wir lassen das da jetzt hängen."

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