Die türkische Autorin Aslı Erdoğan muss vorerst weiter in Untersuchungshaft bleiben. Zwar habe das Istanbuler Gericht die Haftentlassung in einem Anklagepunkt angeordnet. Aufgrund des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation bleibe Erdoğan jedoch in Haft, meldet die Nachrichtenagentur DHA. Die Ermittlungen wegen Terrorunterstützung gehen zudem weiter, meldete die Zeitung Cumhuriyet.
Zudem sei die Anklageschrift gegen Erdoğan angenommen worden, in der die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft für die Autorin und acht weitere Angeklagte fordert. Ihnen allen wird unter anderem Mitgliedschaft und Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vorgeworfen.
Die Autorin war im Rahmen einer Razzia gegen Unterstützer der pro-kurdischen Zeitung Özgür Gündem Mitte August festgenommen worden, wenig später wurde Haftbefehl erlassen. Aslı Erdoğan verfasste Kolumnen für das Blätt und war im Beirat der Zeitung.
Deutsche Verleger und Schriftsteller hatten sich für ihre Freilassung eingesetzt
Für Erdoğans Freilassung hatten sich unter anderem deutsche Verleger und Schriftsteller eingesetzt. Bei einer Protestaktion in Istanbul hatte Mitte November der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, vor dem Gefängnis ein Banner zugunsten der 49-Jährigen entrollt. Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) setzte sich für die Autorin ein.
Die 1967 in Istanbul geborene Aslı Erdoğan hat Informatik und Physik studiert, am europäischen Kernforschungsprojekt Cern gearbeitet und in Rio de Janeiro geforscht. Mitte der Neunziger erschienen ihre ersten Romane. Ins Deutsche übersetzt sind Der wundersame Mandarin und Die Stadt mit der roten Pelerine sowie der Erzählband Holzvögel.
Aslı Erdoğan beendete ihre Laufbahn als Wissenschaftlerin und widmete sich ganz dem Schreiben; neben Prosa verfasste sie Kolumnen für die vor drei Jahren eingestellte linksliberale Zeitung Radikal. Sie gehört zu den bekanntesten türkischen Autorinnen.