Terrorismus:Bruder von Safia S. für Brandanschlag verurteilt

Prozess gegen Saleh S.

Im Landgericht in Hannover ist Saleh S. zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt worden.

(Foto: dpa)
  • Der 18-jährige Bruder von Safia S. ist wegen eines islamistischen Brandanschlags verurteilt worden.
  • Bei dem Anschlag hatte Saleh S. so viele Menschen töten wollen wie möglich - es wurde zum Glück niemand verletzt.
  • Seine Schwester Safia S. sitzt wegen des versuchten Mordes an einem Polizisten im Gefängnis. Beide hatten sich dem sogenannten Islamischen Staat anschließen wollen.

Der 18-jährige Saleh S. ist wegen eines islamistischen Brandanschlags in Hannover zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt worden. Der junge Mann ist der Bruder von Safia S, die wegen eines Angriffs auf einen Bundespolizisten bereits im Gefängnis sitzt. Die 16-Jährige hatte im Namen des sogenannten Islamischen Staat einen Beamten in Hannover mit einem Messer schwer verletzt. Der Angriff gilt als die erste Terrortat im IS-Auftrag in Deutschland.

Das Landgericht der Stadt hat Saleh S. nun wegen versuchten Mordes in sieben Fällen schuldig gesprochen. Dem Gericht zufolge hat der junge Mann gestanden, am 5. Februar 2016 aus islamistischen Motiven zwei Molotow-Cocktails in den Haupteingang eines Einkaufszentrums in Hannover geworfen zu haben.

Nach eigener Aussage habe er so viele Menschen wie möglich töten wollen, sagte ein Gerichtssprecher nach dem unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführten Verfahren. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand. Wären die Brandsätze professioneller gebaut gewesen, wären mindestens sieben Menschen im Umkreis der Aufschlagstelle konkret gefährdet gewesen, so der Sprecher. Nach der Attacke brach Saleh Richtung Syrien auf, um sich der Terrormiliz Islamischer Staat anzuschließen. In der Türkei wurde er festgenommen.

Saleh habe aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen mit gemeingefährlichen Mitteln gehandelt, begründete das Gericht das Urteil. Die Bundesanwaltschaft hatte acht Jahre Haft gefordert, die Verteidigung eine geringere Strafe.

Das Gericht befand den jungen Mann nach einem psychiatrischen Gutachten für voll schuldfähig. Wegen des hohen erzieherischen Bedarfs soll er die Jugendstrafe in einer sozialtherapeutischen Einrichtung absitzen. Es ist möglich, dass später eine Sicherungsverwahrung angeordnet wird.

Nach der Rückkehr aus türkischer Haft festgenommen

Saleh und Safia wurden als Kinder eines deutschen Vaters und einer marokkanischen Mutter in Hannover geboren. Die Eltern trennten sich früh, die Mutter erzog ihre Kinder nach Darstellung des Vaters streng religiös. Sie soll beide unter anderem in eine umstrittene Moschee des Deutschsprachigen Islamkreises mitgenommen haben. Auf Youtube sind Videos zu sehen, die Safia als Grundschülerin mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel beim Rezitieren des Korans zeigen.

Vor der Tat hatte Safia S. versucht, nach Syrien zu reisen, wurde aber von ihrer Mutter aus Istanbul zurückgeholt. Dort hatte sie bereits Kontakte zu IS-Drahtziehern geknüpft.

Saleh S. war als Jugendlicher wegen einer Auseinandersetzung unter jungen Leuten um Drogen mit der Polizei in Kontakt gekommen. Bei dem Streit war ein junger Mann mit einem Stich verletzt worden, die Ermittlungen wurden damals aber eingestellt.

Erst nach seiner Rückkehr aus türkischer Haft hefteten sich die Fahnder an die Fersen von Saleh S. und identifizierten ihn schließlich als den Werfer der Brandsätze in Hannover.

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