Südafrika:Selbstkritik ist dem ANC fremd

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Südafrikas Staatschef Zuma soll nach Korruptionsvorwürfen zurücktreten - seine Partei will ihn loswerden. Doch auch sie hat es nicht verdient, an der Macht zu bleiben.

Kommentar von Bernd Dörries, Kapstadt

"Konterrevolutionäre" hat Jacob Zuma seine Gegner oft genannt, die aus den anderen Parteien, aber auch die im ANC. Immer dann, wenn es um seine zahllosen Korruptionsaffären ging, um den Niedergang des Landes, der Wirtschaft und der Moral, immer dann sagte Zuma: Nicht ich bin das Problem, sondern die Konterrevolutionäre. Es ist eine Sicht der Welt, die aus jener Zeit stammt, als Zuma ein Kämpfer gegen die Apartheid war, als es um "sie oder wir" ging.

Konterrevolutionäre sind für Zuma nun jene in der eigenen Partei, die ihn aus dem Amt drängen wollen, die von einem Neuanfang sprechen. Seit Dezember versucht der neu gewählte ANC-Chef Cyril Ramaphosa alles, um Zuma einen möglichst geschmeidigen Abgang zu ermöglichen. Es ist seltsam, dass Ramaphosa das für möglich hält. Nach allem, was passiert ist. Zuma ist nur formal Präsident des Landes, er ist vor allem das Oberhaupt einer Clique von Verbrechern und Verwandten, die den Staat auf eine Art und Weise ausgenommen hat, dass es einem den Atem raubt. Er hat Justiz und Politik und das Steuerwesen so umgebaut, dass es lange niemanden gab, der ihn zur Rechenschaft ziehen wollte oder konnte. Warum soll so jemand aufgeben? Für Zuma geht es um alles, so wie früher, ich oder sie.

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Zuma wird bald gehen müssen, aber seine Partei ist noch da. Sie hat ihn vor zehn Jahren gewählt, obwohl er sich gerade wegen einer Vergewaltigung vor Gericht verantworten musste, obwohl es schon damals Korruptionsvorwürfe gab. Alles war auf dem Tisch - und genau so kam es. Selbstkritik ist der Partei aber fremd, jetzt soll halt Cyril Ramaphosa das Land wieder in Ordnung bringen. Er ist tatsächlich der Beste, den es für diese Aufgabe gibt, der die Wahl 2019 sogar wieder gewinnen könnte. Seine Partei hat es aber nicht verdient, an der Macht zu bleiben.

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