Seit fast neun Jahren ist Jacob Zuma der Präsident Südafrikas. Nach jahrelangen Vorwürfen wegen Korruption, Amtsmissbrauch und fehlender Reformen hat der Afrikanischen Nationalkongress (ANC) nun aber beschlossen, ihn zum Amtsverzicht aufzufordern. Seine Partei, die das Land seit dem Ende der Apartheid mit absoluter Mehrheit regiert, will seiner skandalbelasteten Karriere als Politiker ein Ende setzen.
Als Zuma 1999 vom südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki (rechts) zum Vize gemacht wird, ist er bereits seit zwei Jahren Vizevorsitzender des ANC. Bis dorthin ist es ein langer Weg: Der 1942 geborene Zuma, der dem Volk der Zulu angehört, wächst in einer von Armut geprägten Gegend auf. Als er drei Jahre alt ist, stirbt sein Vater, ein Polizist. Zuma besucht keine offiziellen Schulen, sondern solche, die der ANC illegal betreibt. Schon als Jugendlicher tritt er der Bewegung bei, die sich seit ihrer Gründung 1912 gegen die Apartheid in Südafrika einsetzt.
Der Kampf für die Gleichstellung der schwarzen Bevölkerung, den er an der Seite von Nelson Mandela (links) führt, fordert Opfer: 1963 wird Zuma festgenommen und verbringt zehn Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitet er im Untergrund weiter. Für zwölf Jahre geht er ins Exil, um einer weiteren Festnahme zu entkommen. Mit dem Ende der Apartheid wird 1990 auch das Verbot des ANC aufgehoben und Zuma kehrt nach Südafrika zurück. Er steigt zum stellvertretenden Vorsitzenden auf und wird schließlich 1999 Vizepräsident von Südafrika. (Bild: Jacob Zuma winkt gemeinsam mit Nelson Mandela 2004 den Zuschauern eines Fußballspiels zu.)
Die Öffentlichkeit rechnet damit, dass Zuma Nachfolger von Mbeki als Präsident Südafrikas wird. Soweit kommt es zunächst nicht. 2005 beginnt das Bild des Widerstandskämpfers Zuma zu bröckeln. Sein Finanzberater wird wegen Geldwäsche und Korruption zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch gegen Zuma laufen Verfahren. Ihm werden Betrug, das Annehmen von Schmiergeldern und sogar Vergewaltigung vorgeworfen. Mbeki entzieht seinen bisherigen Weggefährten das Amt des Vizepräsidenten.
Vor den Parlamentswahlen 2009 klebt auf den öffentlichen Toiletten eines Slums bei Johannesburg ein Wahlplakat von Zuma. Trotz aller Skandale ist es ihm gelungen, sich gegen Mbeki durchzusetzen - er wird zum ANC-Vorsitzenden gewählt und lässt sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen. Die Prozesse gegen ihn tun seine Unterstützer als politisch motiviert ab. Später werden die Verfahren aus formellen Gründen eingestellt. Bei den Wahlen gewinnt das ANC mit fast 66 Prozent wie auch in allen vorhergehenden Wahlen die absolute Mehrheit.
Zuma, hier im Mai 2009 mit seiner Frau während der Vereidigung als Präsident Südafrikas, verspricht, in das Bildungssystem zu investieren, fünf Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Korruption zu bekämpfen. Der größte Teil der Schwarzen leben trotz dem Ende des Apartheidsregimes weiter in Armut. Für sie ist Zuma ein Hoffnungsträger. Seine Gegner werfen ihm Populismus vor. Sie bezweifeln, dass Zuma tatsächlich für Veränderungen sorgen wird. Sie setzen sich nicht durch. 2014 wird er erneut Vorsitzender seiner Partei und behält nach den Parlamentswahlen auch sein Amt als Staatspräsident.
Der Präsident ist für seine Wandelbarkeit bekannt. Sein Lebensstil wechselt zwischen der westlich geprägten Anzugskultur der Eliten und den traditionellen Lebensweisen des Zuluvolks, wie er etwa bei der Hochzeit mit seiner fünften Ehefrau 2010 bei einem Tanz demonstriert. Die Feierlichkeiten finden in Zumas Heimat in Nkandla statt. Hier steht auch sein luxuriöses Anwesen. Dessen Sanierung finanzierte er mit umgerechnet 15 Millionen Euro an Steuergeldern - der Aufwand dient angeblich der Sicherheit des Präsidenten.
"Zuma muss zurücktreten". Das fordern Demonstranten in Südafrikas Hauptstadt Pretoria im April 2017. Große Teile der Bevölkerung sind verärgert. Es gibt noch immer keine Reformen, die Skandale um den Präsidenten häufen sich. Zuma wird in insgesamt 786 Fällen Korruption, Geldwäsche, Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Im August 2017 verteidigt sich der 75-jährige Zuma im Parlament in Kapstadt - und übersteht zum achten Mal ein Misstrauensvotum der Opposition knapp. Seine Präsidentschaft spaltet das Land inzwischen tief, seine eigene Partei ist zerstritten. Auch mindestens 26 ANC-Abgeordnete stimmen für Zumas Amtsenthebung. Jetzt fürchtet offenbar auch der Präsident, dessen Amtszeit eigentlich erst 2019 ausläuft, um seine Macht. Die Sorge ist berechtigt, wie sich im Februar 2018 zeigt. Ob er, wie es heißt, tatsächlich in die Arabischen Emiraten ins Exil gehen wird, ist unklar.