Südafrika:Mandelas gefährliches Erbe

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Der 75-jährige Jacob Zuma regiert Südafrika seit 2009. (Foto: dpa)

Jacob Zuma saß mit Mandela auf Robben Island, er wurde nicht als Versöhner entlassen, sondern als einer, der sagte: Jetzt bin ich dran, jetzt werde ich reich. Das war sein ganzes Programm.

Kommentar von Bernd Dörries

Seinen Namen trägt jetzt auch eine Rose. Denn ihr Äußeres soll an ihn erinnern, obwohl die Rose rosa ist und Nelson Mandela ziemlich schwarz war. Hundert Jahre alt wäre er im Sommer geworden, weshalb in Südafrika und auf der ganzen Welt schon die Feierlichkeiten beginnen, die auch eine riesige Verkaufsveranstaltung sind. Neben der Rose, die für etwa sechs Euro in den Handel kommen wird, wären da Bücher, Filme, Briefmarken, Wachsfiguren, CDs, Münzen, Shirts, Mützen und so weiter; und ein Haarschneidewettbewerb, den derjenige gewinnt, dessen Frisur dem großen Staatsmann am nächsten kommt. Es ist die völlige Banalisierung und Entpolitisierung eines großen Helden.

Viele Weiße in Südafrika denken, es sei ein ausreichender Beitrag zur Überwindung der Gegensätze, wenn sie sich ein Bild Mandelas über den Kamin hängen. Viele schwarze Politiker des ANC denken, dass es ausreiche, sich eine Mandela-Baseball-Mütze aufzusetzen und zu behaupten, dass die zutiefst korrupte Befreiungsbewegung ab heute auf den Pfad der Tugend zurückkehren werde.

Auch der ANC-Vorsitzende Cyril Ramaphosa preist Mandela gerade, wann immer es möglich ist. Dabei wäre weniger Mandela wahrscheinlich die bessere Lösung. Der war ein Held, größer als das Leben, aber eben nicht ohne Fehler. Er war ein Befreier, ein Kämpfer, der dann als Präsident des Landes ein Versöhner war, aber auch ein treuer Soldat des ANC, der sich als "Zentrum der Macht" sieht, als Staatspartei. Das ist das Grundproblem Südafrikas - und des gesamten Kontinents.

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Überall haben Befreiungsbewegungen die Macht der weißen Unterdrücker heldenhaft überwunden, überall sind sie in der Demokratie gescheitert. Mandela hat die Haft und Unterdrückung zu einem besseren Menschen gemacht, der so strahlte, dass man übersah, was die Apartheid und die Unterdrückung in Afrika mit vielen anderen gemacht haben.

Nelson Mandela hatte seinen ANC nicht im Griff

Noch-Präsident Jacob Zuma saß mit Mandela auf Robben Island, er wurde nicht als Versöhner entlassen, sondern als einer, der sagte: Jetzt bin ich dran, jetzt werde ich reich. So wie die Weißen, so habe ich es gelernt. Das war sein ganzes Programm. Mandela hat sich wohl nie bereichert, aber er hat sich auch nicht energisch dagegen ausgesprochen, als seine Kameraden damit begannen. Er hat die Korruption als innere Angelegenheit des ANC betrachtet, die intern zu lösen sei. Zum Schluss war er einfach zu alt.

Das ist auch Teil seines Erbes, das Cyril Ramaphosa nun weiterführt. Hinter verschlossenen Türen wird der Rücktritt Zumas beschlossen, die Partei entscheidet, nicht die Volksvertreter im Parlament. Das ist kein Neuanfang, das ist ein Weiter so mit kosmetischen Korrekturen. Für den ANC könnte das gut sein. Für das Land nicht.

Es klingt paradox, aber womöglich wäre es besser, wenn Zuma und seine korrupte Clique noch etwas im Amt bleiben und all die Skandale auch dem letzten in Südafrika klarmachen würden, dass es dieser ANC nicht mehr verdient, an der Macht zu sein. Für den ANC wäre es womöglich eine Erfahrung, die ihn zu einer normalen Partei werden lässt, zu einer Organisation, die zwischen Gesinnung und Ethik unterscheiden kann. Der Abstieg würde vielleicht diejenigen verjagen, denen es nur um Geld und Posten geht. Und denjenigen im ANC eine Chance geben, die für die wahren Werte Mandelas stehen. Für die er mehr ist als eine Baseballkappe.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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