Stasi-Affäre:Ex-Staatssekretär Holm: Vorwurf macht "mich fassungslos"

Staatssekretär Andrej Holm tritt zurück

Der zurückgetretene Berliner Staatssekretär Andrej Holm

(Foto: dpa)

Der parteilose Berliner Politiker Andrej Holm ist mit seinem Rücktritt einer Entlassung wegen seiner Stasi-Vergangenheit zuvorgekommen. Im Interview macht er seinem ehemaligem Arbeitgeber Vorwürfe.

Von Jens Schneider und Renate Meinhof, Berlin

Der in der vergangenen Woche zurückgetretene Berliner Baustaatssekretär Andrej Holm wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe die Tätigkeit der DDR-Staatssicherheit bagatellisieren wollen. "Dieser Vorwurf macht mich fassungslos", sagte der parteilose Soziologe der Süddeutschen Zeitung (Montagausgabe).

Er habe in der Debatte um seine Vergangenheit immer gesagt, dass das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR Teil eines Repressionssystems war, "dass ich mich schäme, dass ich ein Teil davon war, und dass ich weiß, dass ich viel Schuld auf mich geladen hätte, wenn die Wende nicht gekommen wäre".

Holm sagte, er habe sich um eine ehrliche Darstellung bemüht und versucht, sein Erleben in der DDR zu schildern. "Aber dieses persönliche Reflektieren, das Nachvollziehen ist nicht gewünscht", beklagte er.

"Es gab keine arglistische Täuschung und ich wollte nichts verbergen"

Holm war im Dezember auf Vorschlag der Linkspartei zum Staatssekretär in der rot-rot-grünen Landesregierung von Berlin ernannt worden. In der vergangenen Woche trat er zurück, nachdem Regierungschef Michael Müller Holms Entlassung gefordert hatte. Holm war vor allem der Umgang mit seiner Vergangenheit vorgeworfen worden. Er bestreitet, dass er gegenüber seinem bisherigen Arbeitgeber Humboldt-Universität darüber bewusst falsche Angaben gemacht habe. "Es gab keine arglistige Täuschung und ich wollte nichts verbergen", sagte Holm, "meine Stasi-Vergangenheit war selbst bei Wikipedia dokumentiert. Alle in der Regierung wussten davon, inklusive Michael Müller. Sie haben gesagt, das ist nicht schön, aber wir machen es."

In der Debatte habe er sich um einen offenen und selbstkritischen Umgang bemüht: "Ich habe eher eine vermutlich naive Offenheit an den Tag gelegt, die mir oft als Ausflucht oder Relativierung ausgelegt wurde. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, mich auf einen Anwalt zu verlassen und alle Nachfragen zu meiner Biografie mit vorbereiteten Worthülsen abzuwehren."

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