SPD-Chef Sigmar Gabriel:Der Nächste, bitte!

Die SPD und ihr Neuer: Sigmar Gabriel will weder um die Linkspartei buhlen noch eine komplette Kehrtwende vollziehen. Er will eine populäre, keine populistische Partei. Das ist ein Angebot - und eine Herausforderung.

Susanne Höll

Dass Sigmar Gabriel der nächste SPD-Vorsitzende werden wird, ist ziemlich sicher. Neben ihm gibt es derzeit keinen Bewerber. Wie lange er sein künftiges Amt innehaben wird, ist weniger sicher. Die Sozialdemokraten wechseln ihre Chefs inzwischen in Rekordzeit. Und jeder macht vor und zu Beginn seiner Amtszeit Versprechungen, die er, aus welchen Gründen auch immer, nicht halten kann.

Skepsis, vielleicht auch Misstrauen der Funktionäre in jeden Neuen sind also geradezu geboten. Das bestenfalls mager zu nennende Ergebnis für den Kandidaten Gabriel, aber auch die sogenannten Linken Andrea Nahles und Klaus Wowereit bei der geheimen Abstimmung im SPD-Vorstand sind annähernd ehrliche Resultate.

Wenn die Mitglieder dieses Gremiums tatsächlich so votiert hätten, wie ihnen nach der katastrophalen Wahlniederlage zumute war und ist, wäre es vermutlich noch schlimmer gekommen. Wer soll glauben, dass ausgerechnet der als Ich-AG geltende Gabriel die SPD in eine bessere Zukunft führen kann?

Oder dass der scheidende Umweltminister und Nahles, die einander über Jahre spinnefeind waren, auf einmal einträchtig zusammenarbeiten? Gabriel und seine Mitstreiter sind geradezu gezwungen, bei den Mitgliedern um Vertrauen zu werben und sich von dem Makel zu befreien, in Hinterzimmern die Machtübernahme ausgekungelt zu haben.

Gabriel hat sich entschlossen, als Kämpfer für die Volkspartei SPD in diesen Wettbewerb zu gehen. Weder buhlt er um die Linkspartei, noch strebt er eine komplette Kehrtwende in der Opposition. Er will, wenn man ihn recht versteht, eine populäre, keine populistische Partei. Das ist nicht nur ein Angebot an die SPD. Es ist eine Herausforderung.

© SZ vom 06.10.2009/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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