Er ist nicht nur Baden-Württembergs Ministerpräsident, sondern auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Jetzt hat der Grünen-Politiker Winfried Kretschmann den skandalgebeutelten Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zum Rückzug aufgefordert. "Ich wünsche mir, dass der Bischof zurücktritt", sagte Kretschmann.
Zuvor hatte ein Parteikollege Kretschmanns und eine Kirchenpolitikerin der SPD-Bundestagsfraktion angesichts der Affäre um die mehr als 30 Millionen Euro teure Residenz des Limburger Bischofs eine Reform der Kirchenfinanzen gefordert.
"Ich kenne viele katholische Christen, die sich aus guten Gründen für eine Reform der Finanzstrukturen aussprechen", sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese Spiegel Online. Die evangelische Kirchenbeauftragte der SPD-Fraktion forderte größtmögliche Transparenz, "denn die Kirche ist mehr als jede andere Institution auf das Vertrauen der Menschen angewiesen".
Steuern, Spenden, Staatszuschüsse:So finanziert sich die katholische Kirche
Der Limburger Bischof prunkt und protzt, der Papst predigt Bescheidenheit. Doch woher nimmt die Kirche eigentlich ihr Geld? Wie hoch ist der Anteil der Kirchensteuer, warum zahlen auch Nicht-Katholiken - und wieso bekommen die Bischöfe ihr Gehalt vom Staat?
Auch Grünen-Politiker Josef Winkler verlangte von der Kirche mehr Offenheit in Finanzfragen. In Limburg sei ein enormer Vertrauensverlust zu beobachten, sagte Winkler, der bis vor Kurzem kirchenpolitischer Sprecher seiner Partei war. "Um das Vertrauen wiederherzustellen, ist es notwendig, nicht nur mit Worten, sondern mit Taten etwas zu ändern."
Die Bistümer verfügen zwar über einen öffentlichen Haushalt, der vor allem aus der Kirchensteuer gespeist wird. Auf der anderen Seite steht jedoch der Bischöfliche Stuhl, eine sogenannte Körperschaft des öffentlichen Rechts. Nur der Bischof und seine engsten Vertrauten kennen in der Regel diesen Haushalt.
Neue Vorwürfe gegen Tebarz-van Elst
Chronik:Eine bischöfliche Affäre
Bei seiner Amtseinführung in Limburg war Franz-Peter Tebartz-van Elst 48 Jahre alt und damit der jüngste deutsche Diözesanbischof. Doch dann wurde er zu Deutschlands umstrittensten Kirchenmann.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erhob unterdessen in ihrer Online-Ausgabe neue Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst. Demnach sollen die Bistumsleitung und der Vermögensverwaltungsrat beim Bau der Limburger Residenz gegen die Vorschriften des Bischöflichen Stuhls verstoßen haben. Die Zeitung beruft sich auf ein Statut, das am 1. April 2011 von Tebartz-van Elst in Kraft gesetzt wurde. Demnach hätte dem Vermögensverwaltungsrat vor Beginn jedes Geschäftsjahres ein Haushaltsplan vorgelegt werden müssen. Für die Haushaltsjahre 2012 und 2013 habe der Bischof dies versäumt, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf den Sprecher des Rates.
Der Skandal um die massive Kostensteigerung auf dem Domberg beschäftigt schon lange nicht mehr nur das Städtchen Limburg. Die deutsche Öffentlichkeit blickt nun gespannt nach Rom, wo sich Tebartz-van Elst seit Sonntag aufhält und er Papst Franziskus zu einem klärenden Gespräch treffen will.