Schwarz-grüne Sondierung gescheitert:Verdiente Strafe für strategisches Versagen

Eigentlich war genug Zeit zur Vorbereitung: Schon in den neunziger Jahren traf sich in einem Bonner Ristorante die Pizza-Connection aus Nachwuchskräften von Union und Grünen. Aber gebacken haben sie's jetzt trotzdem nicht gekriegt - das liegt vor allem an den Grünen, deren Spitzenkandidaten den entscheidenden Fehler gemacht haben.

Ein Kommentar von Nico Fried, Berlin

Eine Koalition, die seit mehr als 15 Jahren vorbereitet wird, kam diesmal angeblich immer noch zu früh. Die schwarz-grünen Anfänge liegen immerhin in den 1990er-Jahren, als sich Nachwuchskräfte von Union und Öko-Partei in einem Bonner Ristorante zu Gesprächen trafen.

Viele aus der damaligen, sogenannten Pizza-Connection sitzen heute an führenden Stellen in ihren Parteien. Aber gebacken haben sie's trotzdem nicht gekriegt: Schwarz-Grün ist nach zwei Sondierungstreffen gescheitert, die Grünen mögen nicht mehr reden.

Fast zehn Stunden lang haben CDU, CSU und Grüne seit der Wahl konferiert, Gespräche hinter den Kulissen nicht eingerechnet. Mag sein, dass die Union nicht wirklich wollte, vor allem Horst Seehofer nicht. Mag sein, dass der Führungswechsel der Grünen die Partei selbst noch zu sehr verunsichert hat. Irgendwelche Gründe gibt es immer.

Aber die realistische Möglichkeit einer Koalition wurde nicht nach, sondern vor der Bundestagswahl verspielt - und zwar von den Grünen, die sich an die SPD fesselten und die Bande nicht mehr losbekamen, als Rot-Grün längst keine Chance mehr hatte.

Das strategische Versagen der grünen Führung und vor allem der Spitzenkandidaten war zu groß. Nun bekommen sie voraussichtlich die verdiente Strafe: Sie werden unter einer übermächtigen großen Koalition von zwei kleinen Oppositionsparteien die kleinere.

© SZ vom 16.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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