Saudi-Arabien:Saudi-Arabiens König lässt mehrere Minister festnehmen

Lesezeit: 1 min

Saudi-Arabiens König Salman im Königspalast in Riad. (Foto: dpa)
  • Mehreren Medienberichten zufolge hat König Salman elf Prinzen, vier amtierende Minister und Dutzende ehemalige Regierungsmitarbeiter festnehmen lassen.
  • Als treibende Kraft gilt der erst im Juni zum Thronfolger ernannte Kronprinz Mohammed.

Zahlreiche Prinzen, Minister und ranghohe Militärs in Saudi-Arabien haben in der Nacht zu Sonntag ihre Posten verloren. Medienberichten zufolge hat König Salman insgesamt elf Prinzen, vier amtierende Minister sowie 38 ehemalig hochranginge Regierungsmitarbeiter im Zuge einer neuen Anti-Korruptionskampagne festnehmen lassen. Das Königshaus ernannte sogleich neue Amtsinhaber.

In einer offiziellen Erklärung hieß es, "einige schwache Seelen" hätten ihre Interessen über die der Öffentlichkeit gestellt, "um illegal Gelder anzuhäufen". Am Samstag was das neue Anti-Korruptions-Komitee unter der Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman ins Leben gerufen worden. Der Kronprinz, der erst vor wenigen Monaten von seinem Vater Salman zum Thronfolger ernannt wurde, gilt als treibende Kraft hinter den Personalentscheidungen, um seine Macht über den Sicherheitsapparat Saudi-Arabiens zu demonstrieren.

Unter den Festgenommenen soll der Milliardär Prinz Alwalid bin Talal sein

Wie aus einem über staatliche Medien verbreiteten königlichen Dekret hervorgeht, ernannte Salman einen neuen Minister der Nationalgarde, einen neuen Wirtschaftsminister sowie einen neuen Kommandeur der Marine. Neuer Minister der Nationalgarde wurde Chaled bin Ajjaf. Er ersetzt Prinz Miteb. Dieser war der Lieblingssohn des verstorbenen Königs Abdullah. Lange galt er als führender Anwärter auf den Thron. Prinz Miteb war der letzte Vertreter des Abdullah-Zweigs der königlichen Familie, der noch einen höheren Posten in Saudi-Arabien innehatte. Wirtschaftsminister Adel Fakieh wurde durch seinen Stellvertreter Mohammed al-Tuwaidschri ersetzt.

Unter den Festgenommenen sei auch der Milliardär Prinz Alwalid bin Talal, wie ein Mitarbeiter von dessen Investmentgesellschaft bestätigte. Die Festgenommenen sollen Berichten zufolge in einem Nobelhotel in Riad festgehalten werden. Die Telefonleitung des Hotels war am Sonntagmorgen abgeschaltet.

Prinz Alwalid zählt zu den reichsten Menschen des Nahen Ostens. Er hat in Konzerne wie Twitter, Apple, Rupert Murdochs News Corporation, die Citigroup und die Hotelkette Four Seasons investiert. Er gilt außerdem als einer der meinungsstärksten saudischen Prinzen und hat sich lange für eine Stärkung der Frauenrechte eingesetzt.

Nie zuvor in der saudiarabischen Geschichte habe es ein so großes Ausmaß an Festnahmen gegeben, sagte Kristian Ulrichsen von der Rice University in Texas. Sollte sich die Festnahme des Milliardärs bin Talal bestätigen, dürfte dies nach Einschätzung des Wissenschaftlers "Schockwellen durch die heimische und internationale Geschäftswelt aussenden".

© SZ.de/dpa/AP/Reuters/lot - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mohammed bin Salman
:Der Prinz will Saudi-Arabien radikal verändern

Mohammed bin Salman will das Land "zu einem moderaten Islam zurückführen". Er legt sich mit den ultrakonservativen Klerikern an. Doch ihm bleibt kaum eine andere Wahl.

Von Paul-Anton Krüger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: