Russland:Putin würde Assad Asyl gewähren

Lesezeit: 2 min

Russlands Präsident Wladimir Putin sieht den syrischen Präsidenten Assad weiterhin als legitimen Machthaber in dem Bürgerkriegsland. (Foto: AP)
  • Russlands Präsident Putin spricht im Interview mit der Bild-Zeitung über ein mögliches Asyl für den syrischen Präsidenten Assad und Russlands Rolle in dem Konflikt.
  • Assad habe "viel falsch" gemacht, sei aber weiterhin legtimer Machthaber in dem Bürgerkriegsland.
  • Im Hinblick auf die Beziehungen zwischen Moskau und der Nato sagte Putin, Russland wolle gerne mit dem Bündnis enger zusammenarbeiten.

"Assad hat viel falsch gemacht"

Der russische Präsident Wladimir Putin schließt nicht aus, dem umstrittenen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in Russland Asyl zu gewähren. "Es war sicherlich schwieriger, Herrn Snowden in Russland aufzunehmen, als es im Fall von Assad wäre", sagte Putin in einem Interview mit der Bild-Zeitung mit Blick auf den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der durch die Enthüllung geheimer US-Programme zur Überwachung der Internet- und Telefonkommunikation den Zorn Washingtons auf sich gezogen hatte.

Die Bundesregierung hatte bereits 2012 die Aufnahme Assads in Russland ins Spiel gebracht, doch hatte Moskau die Idee, ihm Asyl zu gewähren, damals als "Witz" zurückgewiesen. Putin sagte nun, er sei der Meinung, "dass Präsident Assad viel falsch gemacht hat im Laufe dieses Konflikts. Aber dieser Konflikt hätte niemals eine solche Größe gewonnen, wenn er nicht von außerhalb Syriens befeuert würde - mit Waffen, Geld und Kämpfern."

Syrien
:Assad hungert Zivilisten aus - und niemand hält ihn auf

Syriens Diktator begeht systematisch Kriegsverbrechen. Nirgends sonst wird das Versagen der internationalen Gemeinschaft so deutlich.

Kommentar von Paul-Anton Krüger

Damit Syrien nicht so ende wie der Irak oder Libyen, sollte alles daran gesetzt werden, "die legitimen Machthaber in Syrien zu stützen", sagte Putin, der in dem Bürgerkrieg einer der wichtigsten Unterstützer Assads ist. Dennoch könne nicht "alles beim Alten bleiben", sagte Putin und sprach sich für eine Verfassungsreform und vorgezogene Präsidentenwahlen aus. Allerdings betonte er auch: "Nur das syrische Volk kann entscheiden, wer das Land in Zukunft regieren soll."

Putin sieht Russland nicht als Supermacht

Putin sprach sich dafür aus, die Zusammenarbeit mit der Nato wieder zu verstärken. "Russland würde gern wieder mit der Nato zusammenarbeiten, Gründe und Gelegenheiten gäbe es genug", sagte Putin der Bild-Zeitung. Aber es sei wie im richtigen Leben: "Eine glückliche Liebe ist nur eine, die erwidert wird. Wenn man nicht mit uns zusammenarbeiten will, na bitte, dann eben nicht."

Der russische Präsident betonte auch seine Bereitschaft, wieder an G-8-Treffen teilzunehmen. Die Treffen "waren alles in allem durchaus nützlich, denn es ist immer gut, alternative Meinungen auszutauschen und Russland zuzuhören". Die G-7-Staaten hatten die Teilnahme Russlands an den Treffen ausgesetzt, nachdem es wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland im Frühjahr 2014 zu starken Spannungen gekommen war.

Ukrainekonflikt
:Putin: "Für mich sind nicht Grenzen wichtig, sondern das Schicksal der Menschen"

Den Ukraine-Konflikt hält der Kreml-Chef nur für einen Vorwand des Westens. Von einer Abneigung Merkels gegen Hunde will er nichts gewusst haben.

Putin bestritt, dass sein Land wieder eine Großmacht werden wolle. "Nein, wir beanspruchen die Rolle einer Supermacht nicht. Das ist viel zu teuer und unnötig." Die Äußerung von US-Präsident Barack Obama, wonach Russland nur noch eine Regionalmacht sei, habe er "nicht ernst genommen", versicherte Putin. Er widersprach damit Einschätzungen, wonach er die Äußerung Obamas als Kränkung empfunden habe.

© SZ.de/dpa/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: