Radikale Islamisten befreien 400 Häftlinge:Aufständische stürmen Gefängnis in Pakistan

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Islamische Extremisten haben ein Gefängnis in Pakistan angegriffen und mehr als 380 Insassen befreit - darunter auch mehr als ein Dutzend "sehr gefährliche Aufständische der Taliban". Nun soll untersucht werden, warum die Wärter keine Unterstützung von der Polizei erhalten haben.

In Pakistan haben etwa 150 bewaffnete Extremisten ein Gefängnis in Bannu angegriffen und fast 400 Häftlingen zur Flucht verholfen. Militante Islamisten hätten das Gefängnis im Nordwesten des Landes am frühen Sonntagmorgen attackiert, teilte die Polizei mit.

Das Gefängnis von Bannu nach dem Angriff der Taliban. (Foto: dpa)

Die Angreifer seien mit Autos und Kleintransportern vorgefahren und hätten zwei Stunden lang mit automatischen Waffen und Granaten geschossen, sagte ein Sicherheitsvertreter. Es seien auch Panzerfäuste eingesetzt worden. Zahlenmäßig waren die Angreifer den Wachleuten in dem Gefängnis demnach weit überlegen.

Sie hätten Straßensperren um das Gefängnis errichtet und seien dann durch den Haupteingang eingedrungen, sagte der Informationsminister der Provinz Khyber Pakthtunkhwa, Mian Iftikhar Hussain. "Dieser Angriff ist der erste dieser Art und sehr gefährlich." Man untersuche, warum die Gefängniswärter keine Unterstützung von nahe gelegenen Polizeiwachen erhalten hätten, und wie es den Taliban gelungen sei, Straßensperren zu errichten.

Von den 944 Insassen des Gefängnisses hätten 384 entkommen können. Unter den Flüchtigen seien mindestens 20 "sehr gefährliche Aufständische der Taliban" wie Adnan Rashid, der kürzlich in einen Mordanschlag auf den früheren Präsidenten Pervez Musharraf verwickelt gewesen sei.

Die Taliban in Pakistan erklärten, sie hätten Hunderte ihrer Gesinnungsgenossen befreit. Ein Sprecher der Gruppierung Tehreek-e-Taliban (TTP), Ehsanullah Ehsan, bekannte sich zu dem Angriff. "Wir haben das Gefängnis in Bannu angegriffen und unsere Mitglieder befreit", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Einzelheiten wollen die Aufständischen demnach erst bekanntgeben, wenn die Geflohenen "auf ihre Posten zurückgekehrt sind".

Im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban könnte der Vorfall für Pakistan einen Rückschlag bedeuten. In den letzten Monaten hat es weniger größere Selbstmordanschläge gegeben. Das lässt entweder darauf schließen, dass das scharfe Vorgehen der Sicherheitskräfte die Gruppe geschwächt hat oder aber sie hat ihre Taktik geändert.

© Reuters/AFP/dapd/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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