Nordkorea:Rodman besucht Kim Jong Un zum dritten Mal

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Dritter Besuch beim Diktator: In Nordkorea sucht Basketball-Legende Dennis Rodman in diesen Tagen Spieler aus. Im Hintergrund des Besuchs bei Kim Jong Un zieht eine Wettfirma aus Irland die Strippen.

Von Jakob Schulz

Der Donnerstag war auf dem Flughafen in Pjöngjang schon aus farblicher Sicht ein besonderer Tag. Den nordkoreanischen Trendfarben Grau, Schwarz und Olivgrün zum Trotz wagte sich Dennis Rodman mit orange-blauem Schal, Sonnenbrille und silbernen Nasenringen aus dem Flieger. Schon zum dritten Mal besucht der pensionierte Basketballer Nordkorea. Mit Diktator Kim Jong Un verbindet den ehemaligen NBA-Star mittlerweile nach eigener Aussage eine echte Freundschaft. Die Mission seiner jetzigen Reise: nordkoreanische Spieler für ein Basketballspiel gegen eine Auswahl aus den USA vorbereiten.

Am 8. Januar soll die sogenannte "Basketball-Diplomatie" in einem Aufeinandertreffen von Nordkorea und den USA münden. Auf dem Spielfeld, versteht sich - seit Monaten pendelt Rodman zwischen Pjöngjang und den USA, um eine Basketball-Partie zu organisieren. Der Tag des Spiels ist selbstverständlich mit Bedacht gewählt. Am 8. Januar feiert Machthaber Kim Jong Un Geburtstag.

Nachdem ein paar Dutzend nordkoreanische Spieler am Freitag ihr Können vorgeführt hatten, hielt Rodman eine kurze Ansprache. "Ich möchte, dass ihr eine Sache für euren Führer tut", sagte er. "Es ist sein Geburtstag und ein ganz, ganz besonderer Tag für das ganze Land." Den zwölf Nordkoreanern, die am 8. Januar letztlich mitspielen werden, versprach er jeweils noch zwei neue Paar Schuhe, berichteten hinterher Reporter der Nachrichtenagentur AP.

Exzentriker auf Reisen

Auf der politischen Bühne fällt Nordkorea größtenteils durch Wahnwitz auf. Kim Jong Un droht mit Atombombenangriffen und Artilleriebeschuss oder lässt ausländische Touristen einkerkern. Ausgerechnet über den Basketball und einen abgehalfterten Spieler mit Bad-Boy-Image versucht Nordkorea nun, sich dem Rest der Welt anzunähern. Da passt es ins Bild, dass keine Diplomaten, sondern ein Wettunternehmen aus Irland im Hintergrund die Strippen zieht.

Die irische Wettfirma Paddy Power gehört zu den erfolgreichsten Wettanbietern Europas. Bekannt wurde das Unternehmen unter anderem durch gewagte Werbekampagnen. Nach Rodmans erstem Besuch in Nordkorea im Februar 2013 wurde Paddy Power auf den Exzentriker aus den USA aufmerksam. Schnell wurde vereinbart, dass Rodman in einer Art Papamobil durch Rom fährt und die Menschen dazu auffordert, auf den ersten schwarzen Papst der Kirchengeschichte zu wetten. Durch die Wahl Jorge Mario Bergoglios zum neuen Papst Franziskus kam es bekanntlich anders.

"Es ist alles super hier"

Das nächste gemeinsame Ziel lautet nun: ein internationales Basketball-Turnier mit Teams aus Nordkorea und den USA. Die Vorbereitungen sind weit gediehen, doch nun steht Dennis Rodman vor einem neuen Problem. Wie AP berichtete, fürchten einige der amerikanischen Basketballer, die Rodman eingeladen hat, um ihre Sicherheit.

Hintergrund der Befürchtungen dürfte die Exekution vom Kim Jong Uns Onkel Jang Song Thaek sein. Der in Ungnade gefallene Vertraute war kürzlich öffentlich verhaftet und später hingerichtet worden. Derlei Sorgen wischte Rodman gegenüber der AP jedoch weg. "Sie haben immer noch Angst, hierherzukommen, aber ich sage ihnen, keine Angst, es ist alles super, es ist alles super hier", sagte Rodman.

Doch daran scheint selbst Diktator Kim Jong Un nicht zu glauben. Wie kürzlich bekannt wurde, löschte das Regime in den vergangenen Tagen bis zu 100.000 Meldungen der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Bis auf wenige Artikel über den Machthaber selbst sollen die Archive jetzt nurmehr Einträge ab Oktober 2013 anzeigen. Bis zu 99 Prozent aller Meldungen sollen vernichtet worden sein. Auch die staatliche Zeitung Rodong Sinmun löschte Tausende Texte, ein Indiz, dass Kim Jong Un selbst die Löschung angeordnet hat. Während der Diktator in bester " 1984"-Manier die Geschichte umschreibt, bekommt sein Volk - Spiele.

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