Nachfolger für Generalbundesanwalt:Ersatzkandidat an der Altersgrenze

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Ihr erster Kandidat ist blamabel gescheitert, nun wünscht sich Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger offenbar Harald Range als neuen Generalbundesanwalt. Fehlende Erfahrung kann man dem Celler Generalstaatsanwalt nicht vorwerfen. Es gibt nur ein Problem: Range steht kurz vor dem Rentenalter.

Jens Schneider

An diesem Freitag war Harald Range schon dort, wo sein künftiger Arbeitsort liegen könnte. In Karlsruhe wurde mit einem Festakt Generalbundesanwältin Monika Harms in den Ruhestand verabschiedet. Range war aus Celle angereist, um dabei zu sein. Da hätte die Bundesjustizministerin ihn gleich als Nachfolger vorstellen können.

Generalbundesanwältin Monika Harms (l.) begrüßt Harald Range bei einem Festakt im Badischen Staatstheater Karlsruhe: Der Generalstaatsanwalt aus Celle soll möglicherweise ihr Nachfolger werden. (Foto: dpa)

Seit dem Morgen machte die Nachricht die Runde, dass der Generalstaatsanwalt von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) regierungsintern vorgeschlagen wurde. Aber für eine öffentliche Präsentation wäre die Sache noch viel zu heikel gewesen.

Nach der Blamage um den gescheiterten Kandidaten Johannes Schmalzl möchte die Ministerin ihren Vorschlag erst in Ruhe auch mit den Sozialdemokraten besprechen. Sie soll wenig erfreut gewesen sein, dass die Personalie durchgesickert ist. Eines aber bleibt diesem Kandidaten gewiss erspart. Anders als Schmalzl wird man ihm kaum fehlende Erfahrung vorwerfen. Seit Jahren ist der am 16. Februar 1948 in Göttingen geborene Liberale als Strafverfolger tätig.

Nach der Schulzeit in Göttingen hatte er dort und in Bonn Jura und Publizistik studiert, bevor er vor 40 Jahren als Referendar in den Justizdienst eintrat. Bald wurde er Richter in Städten wie Lüneburg und Osterode. Von 1978 an kümmerte er sich bei der Staatsanwaltschaft Göttingen um Wirtschafts- und Umweltstrafsachen, fungierte als Pressesprecher. Es folgten Stationen im Justizministerium, wo er zuletzt die Abteilung für Strafrecht leitete. Seit Januar 2001 führt Range die größte niedersächsische Generalstaatsanwaltschaft in Celle.

Dort ist er für sein soziales Engagement bekannt, als Vorsitzender der Volkshochschule und ehrenamtlicher Richter an einem Schiedsgericht. Auch auf seine Initiative geht der "Staatsanwaltstag" in Niedersachsen zurück, der helfen soll, die Qualität der Behörden zu optimieren. Zugleich beschäftigt er sich mit Fragen des Strafrechts, die über Celle hinaus reichen.

Er beriet internationale Einrichtungen in Staaten Mittel- und Osteuropas. Als Präsident stand er der Konferenz der Europäischen Staatsanwälte vor und ist mit dem Völkerstrafrecht vertraut. Das dürfte für die Bundesanwaltschaft von Bedeutung sein.

Seit 2002 gibt es das Völkerstrafgesetzbuch, 2009 hat die Bundesanwaltschaft ein Referat eingerichtet. Derzeit läuft beim Oberlandesgericht Stuttgart der erste Prozess, in dem das Strafrecht angewendet wird, gegen zwei Ruander wegen Kriegsverbrechen. Seine internationale Vernetzung könnte Range nutzen.

Am Freitag sagte Leutheusser, wenn auch ohne Bezug auf ihn: "Die enge Kooperation des Generalbundesanwalts mit dem Internationalen Strafgerichtshof trägt insgesamt dazu bei, dass die Welt zumindest ein kleines Stück gerechter und für Täter schwerster Menschenrechtsverletzungen ein Stück unsicherer werden wird."

Eine Frage freilich muss geklärt werden. Range soll wohl mehr sein als ein Übergangskandidat, steht aber zwei Jahre vor der Pensionierung. Jedoch kann der Eintritt in den Ruhestand um bis zu drei Jahre hinausgeschoben werden, wenn, wie es heißt, "dies im dienstlichen Interesse liegt".

© SZ vom 01.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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