Nach Prism-Enthüllungen:US-Geheimdienste verschärfen Sicherheitsvorkehrungen

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Regeln wie auf Atomwaffen-Stützpunkten: Als Reaktion auf Snowdens Enthüllungen will NSA-Chef Alexander den Zugang zu Serverräumen ab sofort nur noch je zwei Mitarbeitern gleichzeitig erlauben. Außerdem sollen Informationen nicht mehr auf einem Speicher konzentriert werden. Das Erstaunen in Deutschland über das Ausmaß der Überwachung lässt den General kalt.

Die US-Geheimdienste verschärfen als Konsequenz aus den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden den Zugang zu sensiblen Daten. NSA-Chef General Keith Alexander sagte bei einem Sicherheitsforum in Aspen, Colorado, für den Zugang zu Geheimdienst-Serverräumen trete eine "Zwei-Mann-Regel" in Kraft, wie sie auch auf Atomwaffen-Stützpunkten existiere. Das soll gewährleisten, dass sich kein Mitarbeiter mehr allein Zutritt verschaffen kann.

Die neuen Regeln gälten für Systemverwalter und alle Personen, die Zugang zu Serverräumen hätten. Zudem werde auch die Zahl der Personen reduziert, die die Befugnis hätten, in Sicherheitsbereichen auf transportable Speichermedien wie mobile Festplatten zu schreiben, kündigte Alexander an. Der stellvertretende Verteidigungsminister Ashton Carter sagte, die verschärften Sicherheitsmaßnahmen gälten ab sofort.

Auch die Praxis, umfassende Erkenntnisse auf einem einzigen Server zu speichern, werde überprüft. "Alles auf einen Server zu laden, ist etwas, das wir nicht machen können, weil es zu viele Informationen an einer Stelle zusammenfasst", sagte Carter.

Über das Ausmaß des Datendiebstahls durch Snowden ist die NSA Alexander zufolge voll informiert. Man wisse genau, was er von den Geheimdienstservern heruntergeladen habe. Carter bezeichnete den Schaden für die Geheimdienste als "sehr substanziell". In Sicherheitskreisen hatte es geheißen, Snowden habe mindestens einige Zehntausend geheimer Dokumente an sich gebracht.

"Jetzt wissen sie es"

Auf das Erstaunen in der deutschen Öffentlichkeit über das Ausmaß der Ausspähung reagierte Alexander kühl. "Wir sagen ihnen nicht alles, was wir machen oder wie wir es machen - aber jetzt wissen sie es." Der General beteuerte abermals, die Aufklärung durch die US-Dienste habe auch Ländern in Europa geholfen. Er nannte Deutschland, Frankreich und Dänemark. Innenminister Hans-Peter Friedrich war in der vergangenen Woche in die USA gereist, um Informationen zu erhalten. Über Details der Überwachung wurde er aber offenbar mit Hinweis auf Geheimhaltungsvorschriften nicht informiert.

Unterdessen haben Dutzende IT-Unternehmen und Bürgerrechtsorganisationen eine Freigabe weiterer Informationen über das Ausspähprogramm Prism durch die US-Regierung verlangt. In einem Schreiben an Regierung und Kongress fordern unter anderem Google, Facebook und Apple, mehr Informationen über Überwachungsanfragen der US-Geheimdienste zu veröffentlichen. Mehrere Konzerne hatten mit der US-Regierung vereinbart, die Zahl dieser Anfragen bekanntzumachen. Daraus geht aber nicht hervor, ob es sich um Anfragen von Geheimdiensten oder aufgrund von Strafverfahren handelt. Die um ihren Ruf fürchtenden Unternehmen wollen diese Informationen genauer aufschlüsseln.

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