Mord an Marwa El-Sherbini in Dresden:Angeklagter rastet aus

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Der mutmaßliche Mörder der Ägypterin Marwa El-Sherbini hat am dritten Prozesstag vor dem Dresdner Landgericht randaliert. Der Prozess wurde unterbrochen, die Bewachung verstärkt.

Der Prozess um den Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht musste zeitweise unterbrochen werden. Der 28-jährige Angeklagte Alex W. hatte randaliert und sich offenbar zuvor auf dem Transport ins Gefängnis und am Morgen wieder zum Gericht leichte Verletzungen zugezogen.

Wie ein Wilder gebärdete sich der angeklagte Alex W. vor Gericht. Seine Bewachung wurde verstärkt. (Foto: Foto: ddp)

Pflichtverteidiger Michael Sturm berichtete, sein Mandant habe sich am Morgen offenbar heftig gegen die Sicherheitskräfte gewehrt. Erst nach mehrstündiger Unterbrechung wurde der Prozess mit Zeugenaussagen fortgesetzt.

Der dritte Prozesstag war mit fast anderthalb Stunden Verspätung eröffnet worden, weil Alex W. nach einem Arzt verlangt hatte. Eine Rechtsmedizinerin erklärte ihn zunächst für verhandlungsfähig. Sie diagnostizierte blaue Flecken an der Stirn und Schwellungen am Kopf und am rechtem Oberschenkel. Der 28-Jährige war bereits am Morgen im Gefängnis untersucht worden.

Mit dem Kopf auf den Tisch geschlagen

Nach Beginn der Verhandlung rastete Alex W. dann aus. Er stampfte mit den Füßen, stieß Wutschreie aus und schlug seinen Kopf auf die Tischplatte. Drei Beamte mussten den aus Russland stammenden Deutschen festhalten. Seine Bewachung wurde verstärkt. Statt vier halten ihn nun neun Polizisten in Schach.

Nach der Prozessunterbrechung beschrieb der ehemalige Pflichtverteidiger des Angeklagten, Marcus Haselier, noch immer entsetzt, teils mit stockender Stimme und mit den Tränen ringend, das Geschehen während der Bluttat. Alex W. habe "wie ein rasendes Tier" auf die Frau eingestochen, auch als die junge Mutter zu Boden gegangen sei.

Zum "viehischen Tier" geworden

Später habe der Russlanddeutsche dann die lange Klinge auch gegen den Ehemann, den Vorsitzenden Richter und ihn selbst gerichtet. "Der Angriff auf die Frau war wie ein Blitz aus heiterem Himmel", sagte der Rechtsanwalt, der einen Stuhl auf den Rasenden geworfen hatte.

"Es gab für mich nicht ansatzweise irgendein Anzeichen, dass der Mann, der sicher patzig, trotzig, verbohrt und introvertiert ist, einen Schalter umlegt und zum viehischen Tier wird." Dabei habe dieser keinen Ton von sich gegeben. Haselier hatte nach Angaben anderer Zeugen vergeblich versucht, den Angriff des Täters durch das Werfen von Stühlen zu stoppen.

© dpa/AP/yas - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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