Der erste Dialog zwischen Regierung und Opposition in der Ukraine hat keine erkennbaren Fortschritte gebracht. Bei den stundenlangen Gesprächen in Kiew lehnte der prorussische Präsident Viktor Janukowitsch den von prowestlichen Demonstranten geforderten Rücktritt der Regierung erneut ab. Oppositionsführer Vitali Klitschko beharrte auf der Forderung eines Machtwechsels in der früheren Sowjetrepublik.
Die verfeindeten Lager trafen sich nach den scharfen Konfrontation erstmals direkt - auch auf Vermittlung Deutschlands, der EU und der USA. Janukowitsch erinnerte seine Gegner bei einem Runden Tisch daran, dass ein Misstrauensvotum gegen Regierungschef Nikolai Asarow im Parlament gescheitert sei. Klitschko hingegen betonte: "Nur ein vollständiger Neustart des Systems kann ein Ausweg sein aus dieser politischen Krise."
Die Rivalen saßen sich bei dem Krisengespräch im Ukraine-Palast in Kiew direkt gegenüber. Das regierungskritische Internetportal hromadske.tv übertrug live das Treffen, an dem auch Ex-Präsidenten, Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften sowie weitere Oppositionsführer teilnahmen. Klitschko hatte das Gespräch zunächst abgelehnt, aber dann doch zugestimmt. Die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko hatte der Opposition von einem Treffen mit "Janukowitschs Bande" abgeraten.
Als Zugeständnis schlug Janukowitsch eine Amnestie für alle vor, die während der Proteste festgenommen worden waren. Die Freilassung ist eine Kernforderung der Regierungsgegner. Etwa 45 Menschen waren von Sicherheitskräften abgeführt und festgehalten worden. Janukowitsch räumte ein, dass sich die Sicherheitskräfte bei den prowestlichen Protesten nicht immer passend verhalten hätten.
Die Menschen in der Ex-Sowjetrepublik demonstrieren seit mehr als drei Wochen gegen die prorussische Politik von Janukowitsch. Die Regierungsgegner streben nach einer Annäherung an die Europäische Union, die Janukowitsch auf Druck Russlands gestoppt hatte.
Russland kritisierte erneut scharf das Engagement der EU im ukrainischen Machtkampf. Moskau hält die Proteste in der Ukraine für vom Westen gesteuert und als Teil des Machtkampfs in dem Land vor der Präsidentenwahl im März 2015. Boxweltmeister Klitschko bekräftigte in der ARD-Sendung Beckmann, dass er sich zur Wahl stellen wird. "Ich werde kandidieren", sagte der 42-Jährige.