Krise in Venezuela:"Venezuela ist eine Bombe, die jeden Moment explodieren kann"

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Venezolaner protestieren in Caracas gegen Präsident Maduro. (Foto: AFP)
  • Venezuela steckt wirtschaftlich und politisch in der Krise. Der Notstand wird um zwei Monate verlängert.
  • Die Opposition will den sozialistischen Präsidenten Maduro per Referendum absetzen.
  • Maduro reagiert mit Drohgebärden und ordnet Militärmanöver an.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro ist unter Druck. Sein Land steht vor dem Ruin, den Menschen fehlt es an fast allem. Maduro predigt einen "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", doch der scheint angesichts der desolaten Lage des Landes und immer heftigerer Kritik der Opposition kaum noch zu retten. Angesichts der Kritik hat der linke Staatschef nun Manöver von Armee und Sicherheitskräften angekündigt.

Damit reagiert er auf Äußerungen des kolumbianischen Ex-Präsidenten Álvaro Uribe, der eine Intervention in Venezuela ins Spiel gebracht haben soll. Uribe gilt als Maduros Intimfeind. "Ich ordne für den Samstag Militärübungen an, um uns auf jedes Szenario vorzubereiten", sagte Maduro auf einer Kundgebung vor Anhängern.

Wegen hoher Inflation
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Keine Gerste, kein Bier. Die hohe Inflation im Land zwingt den größten Bierproduzenten im Land zu drastischen Maßnahmen.

Auch gegen seine Gegner im Inneren keilte der Präsident. Unternehmern, die etwa wegen Devisenmangels ihre Firmen stilllegen, droht er mit Enteignung. "Jetzt ist die Stunde gekommen. Wer nicht arbeiten will, soll abhauen", sagte Maduro. "Diese Volk braucht wirtschaftliche Strukturen, die funktionieren. Wenn die Bourgeoisie sie aufgibt, übernimmt sie das Volk."

Zuletzt hatte Polar, das größte private Unternehmen Venezuelas, seine Bierproduktion eingestellt, weil es aus Devisenmangel kein Gerstenmalz mehr importieren konnte. Maduro wirft den Unternehmern hingegen vor, aus ideologischen Gründen einen Wirtschaftskrieg gegen seine sozialistische Regierung zu führen.

Am Freitag hatte der Staatschef per Dekret den ökonomischen Notstand um 60 Tage verlängert. Seit Mitte Januar gelten die Maßnahmen, mit denen Lebensmittel und andere Güter rationiert werden können.

Die Wirtschaft liegt am Boden, die Opposition begehrt auf

Venezuela verfügt über die größten Erdölreserven der Welt, hat aber nach 16 Jahren sozialistischer Regierung mit hoher Inflation, tiefer Rezession und Misswirtschaft zu kämpfen. Die linke Regierung hatte sich über Jahre mit großzügigen Subventionen, etwa für Benzin, die Zuneigung des Volkes erkauft. Heute sind in vielen Supermärkten die Regale leer und die Schlangen lang. Der Staat kann Anleihen kaum noch zurückzahlen. Zudem gibt es eine dramatische Stromkrise.

In der Hauptstadt Caracas gingen am Samstag Regierungsanhänger und Regierungsgegner auf die Straße. Die Opposition will Maduro per Referendum absetzen lassen und hat dafür in einem ersten Schritt rund 1,8 Millionen Unterschriften gesammelt. Das Wahlamt ließ zuletzt allerdings eine Frist zur Überprüfung der Listen verstreichen. Die Regierungsgegner werfen der Behörde vor, das Verfahren zu verschleppen.

"Wenn sie den demokratischen Weg versperren, wissen wir nicht, was passiert", sagte Oppositionsführer Henrique Capriles. "Venezuela ist eine Bombe, die jeden Moment explodieren kann." Der Chef des Oppositionsbündnisses MUD, Jesús Chuo Torrealba, sagte: "Das Volk geht auf die Straße, und es wird nicht innehalten, bis es eine Volksabstimmung gibt." Seit dem Sieg der Regierungsgegner bei der Parlamentswahl im Dezember herrscht in Venezuela ein politisches Patt.

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