Koalitionstreffen im Kanzleramt:Neue Milliarden für Flüchtlinge - schärfere Asylregeln

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  • Die Spitzen von Union und SPD haben sich in der Nacht zum Montag auf ein Maßnahmenpaket zur Asyl- und Flüchtlingspolitik verständigt.
  • Der Bund will dafür 2016 sechs Milliarden Euro mehr ausgeben.
  • Aber die Regeln für Asylbewerber sollen teilweise erheblich verschärft werden.

Einigung über Flüchtlingshilfe

Die Spitzen von Union und SPD haben sich in der Nacht zum Montag auf ein beispielloses Maßnahmenpaket zur Asyl- und Flüchtlingspolitik verständigt.

Der Bund will dafür 2016 sechs Milliarden Euro mehr ausgeben, wie aus einem der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Ergebnispapier des Koalitionsgipfels hervorgeht. Wie das Geld konkret verwendet wird, soll bis zum Treffen am 24. September mit den Ländern geklärt werden. Das Gesamtpaket soll im Oktober von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden.

Die Ergebnisse im Überblick:

  • Der Bund will im Haushalt 2016, der in dieser Woche im Bundestag erstmals beraten wird, seine Ausgaben um drei Milliarden Euro erhöhen. Zusätzlich sollen Länder und Kommunen ebenfalls drei Milliarden Euro bekommen.
  • Der Bund wird Länder und Kommunen beim Ausbau von etwa 150 000 winterfesten Plätzen in menschenwürdigen Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge unterstützen. Der Aufenthalt dort soll höchstens sechs Monate dauern.
  • Bei der Bundespolizei werden 3000 zusätzliche Stellen für die kommenden drei Jahre geschaffen, der Bundesfreiwilligendienst soll um bis zu 10 000 neue Stellen aufgestockt werden.
  • Kosovo, Albanien und Montenegro werden durch Gesetzesänderung zu sicheren Herkunftsstaaten bestimmt. Asylsuchende aus diesen Ländern können dann schneller abgewiesen werden.
  • In den Erstaufnahmeeinrichtungen sollen Asylbewerber statt Bargeld Sachleistungen erhalten.
  • Die Höchstdauer zur Aussetzung von Abschiebungen wird von sechs auf drei Monate reduziert.
  • Das Leiharbeitsverbot für Asylbewerber und Geduldete entfällt nach drei Monaten. In den Jobcentern soll das Personal aufgestockt werden.
  • Deutschland stehe zu seinen humanitären und europäischen Verpflichtungen "und erwartet dies ebenso von seinen Partnern". Dazu gehörten die Einhaltung der Dublin-III-Regeln und Solidarität bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Die Entscheidung vom Wochenende, Tausende Flüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland zu holen, "soll eine Ausnahme bleiben".

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Vor dem Treffen hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer die vom Bund erteilte Einreiseerlaubnis für Flüchtlinge aus Ungarn kritisiert und eine klare Haltung zur EU-weiten Verteilung gefordert.

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© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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