Karibik:Puerto Rico stimmt für Umwandlung in US-Bundesstaat

Die Karibikinsel ist seit bald 120 Jahren Territorium der Vereinigten Staaten, die Bewohner sind US-Bürger, aber ohne Wahlrecht. Das wollen sie jetzt ändern. Es geht auch um Geld.

Bei einem Referendum in Puerto Rico haben sich nahezu alle Teilnehmer dafür ausgesprochen, dass das US-Außenterritorium als gleichberechtigter Bundesstaat der Vereinigten Staaten anerkannt wird. Laut dem am Sonntag bekannt gegebenen Ergebnis votierten 97,2 Prozent dafür, der Karibikinsel den Status des 51. Bundesstaates zu geben - allerdings nahmen nur 23 Prozent der Stimmberechtigten an der Befragung teil. Bislang ist die frühere spanische Kolonie lediglich assoziierter Freistaat der USA. Das Referendum ist jedoch nicht bindend, denn diese Entscheidung kann nur der Kongress in Washington treffen. Der Gouverneur von Puerto Rico kündigte an, für die Umsetzung des Ergebnisses zu kämpfen.

Puerto Rico geriet durch eine US-Invasion von 1898 unter die Oberhoheit der Vereinigten Staaten und ist ein US-Außenterritorium. Die US-Regierung hatte den Puertoricanern vor genau 100 Jahren die US-Staatsbürgerschaft zuerkannt. Sie dürfen aber bei der Präsidentenwahl nicht abstimmen und haben in Washington nur einen Abgeordneten mit beschränkten Rechten bei Abstimmungen.

Bei dem Referendum am Sonntag zeigten mehr als drei Viertel der Abstimmungsberechtigten kein Interesse - oder folgten dem Boykottaufruf der Opposition. Von den Teilnehmern sprachen sich 1,5 Prozent für die Unabhängigkeit von den USA aus, 1,3 Prozent stimmten für die Beibehaltung des derzeitigen Status.

Gouverneur Ricky Rosselló, der seit Januar im Amt ist, hatte sich mit Nachdruck für die Volksbefragung eingesetzt. Der 38-Jährige will den "Kolonialstatus" des Inselgebiets überwinden, das östlich der Dominikanischen Republik in der Karibik liegt. Die Puertoricaner wollten "dieselben Rechte" wie die US-Bürger haben, was das "Kolonialsystem" nicht zulasse, sagte Rosselló bei der Stimmabgabe in San Juan.

Es geht auch um Geld: Puerto Rico ist praktisch pleite. Als US-Bundesstaat könnte sich die Insel nach US-Insolvenzrecht für zahlungsunfähig erklären, wie es etwa die Stadt Detroit getan hat.

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