Kampf um französische Präsidentschaft:Hollande und Sarkozy rüsten sich für Stichwahl

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Die französische Linke ist in Hochstimmung. Ihr Präsidentschaftskandidat Hollande hat im ersten Wahlgang besser abgeschnitten als Amtsinhaber Sarkozy. Zudem prognostiziert eine aktuelle Umfrage dem Sozialisten in der Stichwahl einen deutlichen Sieg. Für Sarkozy wird es eng - doch er gibt sich noch nicht geschlagen.

Nach dem Sieg des Sozialisten François Hollande über Amtsinhaber Nicolas Sarkozy in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich rüsten beide Seiten für die entscheidende Stichwahl am 6. Mai. Wie das Innenministerium in Paris am Montag mitteilte, errang Hollande am Sonntag gut 28,6 Prozent der Stimmen und damit 1,5 Prozentpunkte mehr als Sarkozy, der auf 27,1 Prozent der Stimmen kam.

Die vom Innenministerium veröffentlichten Zahlen sind fast das Endergebnis - nur die Stimmen der Franzosen im Ausland fehlen noch in der Auszählung.

Sarkozys Schlappe, die seine Position beim Duell mit Hollande im zweiten Wahlgang am 6. Mai schwächt, geht mit einem spektakulären Wahlerfolg der rechtsextremen Nationalen Front (FN) einher. Spitzenkandidatin Marine Le Pen bekam 18,01 Prozent der Stimmen, das beste Ergebnis ihrer Partei bisher. Ihr Vater Jean-Marie Le Pen war 2002 mit 16,86 Prozent gegen Jacques Chirac in die Stichwahl gezogen.

Der Linkskandidat Jean-Luc Mélenchon kam auf 11,1 Prozent, der Zentrumspolitiker François Bayrou auf 9,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 80 Prozent und damit deutlich über den Erwartungen. Damit kommt es am 6. Mai zu einer Stichwahl, auf die beide Kandidaten am Sonntagabend sofort ihr Augenmerk richteten.

Er sei "der Bestplatzierte, um der nächste Präsident der Republik zu werden", sagte Hollande vor jubelnden Anhängern im zentralfranzösischen Tulle. Das Ergebnis sei eine "Abstrafung" für den konservativen Präsidenten. Der 57-Jährige rief all diejenigen zu seiner Wahl am 6. Mai auf, die "ein neues Kapitel" für Frankreich aufschlagen wollten.

Entscheidende Wahlempfehlungen

Noch in der Nacht begab sich der Sozialist nach Paris, wo er zwei Stunden im Hauptquartier seiner Partei verbrachte. Beim Verlassen des Gebäudes sagte er am Montagmorgen: "Ich habe den Sieg noch nicht, aber er ist nah." Bei einem Sieg am 6. Mai wäre Hollande der erste Sozialist seit der Wiederwahl von François Mitterrand 1988, der in den Elysée-Palast einzieht.

Auch Sarkozy gab sich trotz seines Rückstandes kämpferisch. "Ich werde alle Energie reinstecken, derer ich fähig bin", sagte der amtierende Präsident mit Blick auf die kommenden zwei Wochen. "Alles fängt erst an." Sarkozy schlug zudem drei Fernsehdebatten mit Hollande vor, was von dem Sozialisten aber umgehend abgelehnt wurde.

Eine aktuelle Umfrage des Instituts CSA für französische Medien sieht Hollande deutlich vor Sarkozy: Im zweiten Wahlgang wollen demnach nur 44 Prozent der Wahlberechtigten für Sarkozy stimmen. 56 Prozent hingegen sind für Hollande. Entscheidend für die Stichwahl wird sein, hinter wen sich die Wähler der anderen Kandidaten stellen.

Der Umfrage zufolge wollen 91 Prozent der Wähler, die dem Kandidaten der kommunistisch orientierten Linksfront, Jean-Luc Mélenchon, die Stimme gaben, im zweiten Wahlgang für Hollande stimmen. Mélenchon rief noch am Sonntagabend zur Unterstützung Hollandes auf: Seine Wähler sollten am 6. Mai wieder zu den Urnen gehen, "um Sarkozy zu schlagen", forderte der Linkskandidat.

Auch die Grünen-Politikerin Eva Joly, die auf 2,2 Prozent der Stimmen kam, empfahl ihren Anhängern, in der Stichwahl für Hollande zu stimmen. Auch 40 Prozent der Wähler von François Bayrou würden der Umfrage zufolge für Hollande stimmen. Der Zentrist gab allerdings zunächst keine Empfehlung ab.

Sarkozy scheint hingegen weniger auf Stimmenzuwächse von Anhängern der ausgeschiedenen Kandidaten setzen zu können. Nur 52 Prozent der Wähler von Marine Le Pen planen der Umfrage zufolge, im entscheidenden Wahlgang zugunsten Sarkozys abzustimmen.

Le Pen, deren Wähler Sarkozy mit einer gegen Einwanderung gerichteten Rhetorik im Wahlkampf umworben hatte, will ihre Empfehlung am 1. Mai abgeben. Experten halten es allerdings für ausgeschlossen, dass die 43-Jährige ein Votum für Sarkozy empfiehlt. Der Wahlkampfsprecher der Rechtsextremen schloss Absprachen mit Sarkozy für die Stichwahl bereits aus. Seine Partei stehe nicht für "die kleinen politischen Tricks", sagte Florian Philippot am Montag dem Sender Canal+.

© dpa/AFP/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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