Irak:IS soll Hunderte Familien als menschliche Schutzschilde missbrauchen

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Soldaten der irakischen Armee nahe der Stadt Falludscha. (Foto: AFP)
  • 50 000 Menschen sind in der irakischen Stadt Falludscha eingeschlossen.
  • Die Vereinten Nationen warnen davor, dass die Terrormiliz IS Zivilisten ins Zentrum bringt und ihnen nicht erlaubt, die Sammelplätze zu verlassen.
  • Es wird eine "humanitäre Katastrophe" befürchtet.

Seit Tagen ist das irakische Falludscha Schauplatz von Kämpfen zwischen der Armee und der Terrormiliz des sogenannten Islamischen Staats - Zehntausende Menschen sind in der Stadt eingeschlossen. Die Lage für die Zivilisten könnte sich nun weiter zuspitzen: Die Vereinten Nationen warnen davor, dass der IS 300 bis 400 Familien als menschliche Schutzschilde missbraucht.

Es gebe "glaubwürdige Informationen", wonach der IS Familien verstärkt ins Zentrum von Falludscha bringe und ihnen nicht erlaube, "diese Sammelplätze zu verlassen", sagte die stellvertretende UN-Gesandte für den Irak, Lise Grande. Dies lege nahe, dass der IS "sie als menschliche Schutzschilde benutzt oder die Absicht hat, sie als solche zu verwenden". Die betroffenen Familien seien "in großer Gefahr, wenn es eine militärische Auseinandersetzung gibt", warnte Grande.

Sorge um 20 000 Kinder

Die irakische Armee hatte am Montag begonnen, aus drei Richtungen in das vom IS kontrollierte Falludscha einzudringen. Am Dienstagmorgen starteten die Dschihadisten allerdings einen heftigen Gegenangriff. In der 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt sind rund 50 000 Zivilisten eingeschlossen, darunter 20 000 Kinder. Das UN-Kinderhilfswerk befürchtet, sie könnten als Kämpfer rekrutiert werden.

"Humanitäre Katastrophe"

Der Norwegische Flüchtlingsrat, der nahe Falludscha mehrere Flüchtlingscamps betreibt, warnte vor einer "humanitären Katastrophe". Zum Schutz der Zivilisten verlangsamte die irakische Armee ihr Vordringen. Die Regierung in Bagdad sei sich der Notwendigkeit, die Zivilbevölkerung während der Offensive zu schützen, "sehr bewusst", sagte die UN-Gesandte Grande.

Falludscha ist seit Januar 2014 unter Kontrolle des IS. In der Stadt werden noch 50 000 Zivilisten vermutet. Sie ist die letzte große Hochburg der Extremisten im Westen des Iraks. Im Norden und dem Osten des Landes sowie in Syrien kontrolliert die Terrormiliz aber weiter große Gebiete.

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