Irak:Irakische Truppen rücken in Kurden-Region Kirkuk ein

Kämpfer der Peschmerga halten einen Posten auf einem Hausdach am Südrand von Kirkuk (Foto vom 15.10.2017). (Foto: AFP)
  • Die irakische Regierung meldet, sie sei militärisch auf das kurdische Gebiet um Kirkuk vorgerückt und habe dort die Kontrolle übernommen - ohne zu schießen.
  • Bewohner der Stadt melden hingegen Beschuss. Die Regionalregierung spielt das Vorrücken der Truppen herunter.
  • Ende September hatten die Bewohner der kurdischen Autonomiegebiete in einem Referendum mehrheitlich für eine Unabhängigkeit gestimmt.

Das irakische Militär ist in die von Kurden kontrollierte Region Kirkuk eingerückt. Militär, Anti-Terror-Spezialkräfte und Staatspolizei hätten die Kontrolle in der ölreichen Provinz übernommen, verlautete das irakische Staatsfernsehen am Sonntag. Erobert worden seien weite Teile der kurdisch geprägten Metropole Kirkuk sowie die westlich der Stadt gelegenen Ölfelder. Dabei habe es keine Schusswechsel gegeben. Premierminister Haider al-Abadi schrieb auf Twitter, er wolle zusammen mit den Bewohnern Kirkuks dort Sicherheit herstellen.

Die kurdische Regionalregierung erklärte hingegen, den Regierungstruppen sei es bislang nicht gelungen, an die Stadt heranzurücken oder die Ölfelder zu übernehmen. Im Süden der Stadt seien Kämpfe ausgebrochen, meldete die kurdische Nachrichtenseite Rudaw unter Berufung auf einen Peschmerga-Kommandeur. Die rund eine Million Einwohner Kirkuks verbarrikadierten sich, einige von ihnen berichteten von vereinzeltem Dröhnen, das auf den Beschuss durch schwere Waffen hinweist. Der Gouverneur Nadschm al-Din Karim rief die Bürger auf, sich zu bewaffnen und gegen die Armee zu verteidigen.

Die Region um Kirkuk und die nahegelegenen Ölfelder werden seit 2014 von kurdischen Peschmerga kontrolliert, als die irakische Armee vor dem Vorrücken der Terrormiliz "Islamischer Staat" zurückwich. Die autonome Kurdenregion, zu der die Stadt Kirkuk selbst nicht gehört, hatte im September in einem Referendum mehrheitlich für eine Unabhängigkeit gestimmt. Die Folge waren heftige Spannungen mit der Regierung in Bagdad, die die Volksabstimmung für verfassungswidrig erklärt hat und auf die Einheit des Landes beharrt.

© SZ.de/dpa/rtr/ap/ees - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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