Irak:Warum der IS noch lange nicht besiegt ist

Der IS verliert immer mehr Territorium. Deswegen verlegt er sich jetzt wieder auf Terroranschläge. In Bagdad starben am Wochenende mehr als 100 Menschen. (Foto: dpa)

Die Terrormiliz verliert im Irak immer mehr Gebiet. Das heißt aber nicht, dass ihr Ende bevorsteht.

Kommentar von Paul-Anton Krüger

Zuletzt hat der sogenannte Islamische Staat (IS) in der sunnitischen Provinz Anbar Stadt um Stadt verloren, doch besiegt ist die Terrormiliz noch lange nicht. Sie verlegt sich nur zunehmend zurück auf ihre alten Terror-Taktiken: In Bagdad starben am Sonntag wieder mehr als 80 Menschen bei einem Selbstmordattentat.

Hervorgegangen ist der IS aus al-Qaida im Irak - einer Terror-Organisation, die das Land 2006 in einen blutigen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten bombte. US-Präsident George W. Bush musste Tausende zusätzliche Soldaten schicken, um der Situation einigermaßen Herr zu werden, die er durch die Invasion maßgeblich verursacht hatte.

2014 machten die Dschihadisten dann als Miliz von sich reden, die ganze Landstriche überrollte und ein Kalifat ausrief. Schon damals war klar: Die militärischen Erfolge waren mehr der Schwäche der irakischen Armee geschuldet als der Stärke des IS.

Nun will dieser verhindern, dass der Irak sich stabilisiert, ein Land, das seit Jahren vor allem unter korrupten und unfähigen politischen Eliten leidet, und auch unter dem von schiitischen Politikern und Milizen befeuerten Hass zwischen den Konfessionen.

Der IS hat oft gezeigt, dass er äußerst flexibel reagieren kann. Wenn die Parteien in Bagdad sich weiter selber blockieren und um Pfründe kämpfen, statt das Land zu einen, ist zu befürchten, dass er auch diesmal Erfolg haben könnte.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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