Der Druck auf das einstige Herrscherpaar wächst: Die tunesische Übergangsregierung hat bei der Fahndung nach dem gestürzten Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali und seiner Frau Leila Trabelsi Interpol eingeschaltet und internationale Haftbefehle beantragt. Zuvor hatte bereits die Schweiz Konten des langjährigen Machthabers einfrieren lassen. Die EU hat dies ebenfalls vor.
Tunesien: Der Clan Trabelsi:Leila und ihre vielen Verwandten
Die Tunesier haben Präsident Ben Ali aus dem Land gejagt. Er sitzt mit seiner zweiten Ehefrau Leila Trabelsi in Saudi-Arabien. Die frühere Präsidentengattin hat mit ihrem Clan das Land ausgeplündert und damit die Wut der Menschen angeheizt.
Ben Ali, der Tunesien 23 Jahre lang autoritär regiert hatte, war am 14. Januar nach wochenlangen Protesten der Bevölkerung nach Saudi-Arabien geflohen. Der Aufenthaltsort seiner Frau ist unbekannt.
"Illegale Aneignung von Vermögen"
Dem Ex-Präsidenten, seiner Frau und weiteren Familienmitgliedern würde "illegale Aneignung von Vermögen" und "illegaler Devisentransfer ins Ausland" vorgeworfen, sagte der tunesische Justizminister Lazhar Karoui Chebbi vor Journalisten in Tunis.
Der Trabelsi-Clan der Präsidentengattin ist in dem nordafrikanischen Land verhasst, weil er wichtige Schlüsselposten der Wirtschaft besetzt und sich auf diese Weise gnadenlos bereichert hatte. Die Villen von Ben Alis angeheirateter Verwandtschaft wurden nach dem Sturz des Präsidenten von aufgebrachten Bürgern geplündert.
Justizminister Chebbi kündigte an, auch sechs Angehörige von Ben Alis Präsidentengarde vor Gericht zu stellen. Präsidiale Leibgarde und Polizei waren bei den gewaltsamen Unruhen im Land brutal gegen Demonstranten vorgegangen, wohingegen sich das Militär mit der wütenden Bevölkerung solidarisiert hatte.
Immer noch demonstrieren in Tunis Tausende Menschen gegen die Übergangsregierung. Sie verlangen den Rücktritt aller Minister, die bereits unter Ben Ali hohe Ämter bekleideten.