Hillary Clintons Ambitionen für 2016:Oma mit allen Optionen

Lesezeit: 3 min

  • US-Medien spekulieren über Hillary Clintons Präsidentschaftskandidatur 2016.
  • Die Ex-Außenministerin nutzt ihre Enkelin Charlotte, um die soziale Ungleichheit in den USA zu kritisieren.
  • Clinton engagiert sich wenige Wochen vor der Kongresswahl für viele demokratische Kandidaten - auch aus politischem Kalkül.

Von Matthias Kolb, Washington

Charlotte Clinton Mezvinsky ist gerade mal fünf Tage alt, als sie das erste Mal für die große Politik herhalten muss. Ihre Großmutter, Amerikas ehemalige First Lady und Ex-Außenministerin, steht auf einer Bühne in Miami und ruft: "Meine Enkelin hat von Gott genauso viel Potenzial mitgekommen wie ein Junge, der am gleichen Tag im gleichen Krankenhaus geboren wurde. Daran glaube ich, so wurde ich erzogen."

Seit Hillary Clinton diese Sätze auf einer Konferenz vor Immobilienmaklerinnen gesagt hat, geht es munter voran mit den Gerüchten und Interpretationen um ihre Präsidentschaftskandidatur. Das liegt auch daran, dass höchstens Blue Ivy, die Tochter von Beyoncé und Jay-Z, der kleinen Charlotte den inoffiziellen Titel von Amerikas "Royal Baby" streitig machen kann, wie die Washington Post schreibt.

Bereits vor Charlottes Geburt Ende September hatten Reporter und Experten öffentlich darüber spekuliert, welcher Name aus politischem Kalkül am besten wäre (soll er spanisch klingen, um bei Latinos zu punkten?) und ob die Enkelin Clintons Chancen für einen Einzug ins Weiße Haus 2016 erhöhen würden.

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Die große Frage aber lautet: Wie lässt sich die neue Rolle als Großmutter in eine gute Geschichte packen und mit dem alten Clinton-Image vereinen? Abgesehen von eingefleischten Republikanern zweifelt kaum jemand an der Kompetenz der 66-Jährigen, doch wenn Hillary 2016 zu Amerikas erster Präsidentin gewählt werden möchte, dann braucht sie ein gutes Motto und eine Vision. 2008 fehlte ihr dies, im Gegensatz zu Obamas "Change You Can Believe In".

Einige ihrer jüngsten Auftritte lassen erahnen, worauf Clinton setzen und welche Rolle ihre Familie dabei spielen könnte. Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist nicht das einzige Thema, das sie anspricht. "Niemand sollte einen Präsidenten als Großvater haben müssen, um eine gute Erziehung und eine gute Krankenversicherung zu bekommen", rief sie bei einer Wahlkampfveranstaltung für den Demokraten Tom Wolff in Pennsylvania. "Lasst uns dafür sorgen, dass wir jedem Kind in Pennsylvania die gleichen Chancen geben, die ich meiner Enkelin geben möchte."

"Ja, ich bin reich, aber ich kümmere mich um die Armen"

Dieses Argument ist aus politstrategischer Sicht ziemlich genial: Es thematisiert die wachsende soziale Ungleichheit in Amerika und das weit verbreitete Gefühl, dass die arbeitende Mittelklasse ständig abrutscht, während eine kleine Elite profitiert. Natürlich wissen die Wähler, wie privilegiert Charlotte aufwachsen wird und wie reich die Clintons sind (für ihre Autobiografie "Entscheidungen" erhielt die Politikerin 14 Millionen Dollar Vorschuss). Doch Hillary Clinton könnte es mit diesem Spin gelingen, offensiv mit ihrem Wohlstand umzugehen und am Beispiel von Charlotte für mehr Chancengleichheit zu werben. Die unausgesprochene Botschaft wäre also: "Ja, ich bin reich, aber ich kümmere mich um die Armen, denn ich stamme auch aus einfachen Verhältnissen."

Dass sie ihre Enkelin zum poster child für Emanzipation, Girl Power und Wirtschaftspopulismus macht, stört Hillary Clinton offenbar nicht. In ihrem Fall können die in der US-Politik unverzichtbaren Familienfotos ohnehin nicht das übliche Signal der Bodenständigkeit aussenden: Ihr Ehemann heißt nun mal Bill Clinton, ist der mit Abstand beliebteste lebende (Ex-)US-Präsident und zurzeit begehrter Wahlkämpfer für viele ums politische Überleben kämpfende Demokraten ( mehr Details bei der New York Times). Normal ist das nicht, Hillary wäre so oder so eine Kandidatin der Superlative.

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Also legt auch sie sich bis zur Kongresswahl am 4. November ständig für ihre Partei ins Zeug, sammelt Spenden und trommelt für die demokratischen Kandidaten. Sie engagiert sich dabei nicht nur in Colorado, Michigan und Kentucky, sondern reist besonders häufig nach New Hampshire und Iowa. Hier müssen die Demokraten ihre Sitze verteidigen, wenn sie die Mehrheit im Senat halten wollen. Dort finden auch 2016 die beiden ersten Vorwahlen statt. Clinton erweist sich also nicht nur als gute Parteisoldatin, sondern könnte zugleich eine Basis für ihre Kandidatur schaffen.

Bislang hält die Ex-Außenministerin an ihrer Aussage fest, sie wolle erst 2015 verraten, ob sie nochmals kandidiert. Professionelle Clinton-Beobachter nennen oft den 15. Februar als Termin. Allerdings denken ihre Berater offenbar darüber nach, ihre Entscheidung vorzuziehen, wenn die Demokraten bei den "Mid-Terms" ( alle Infos hier) eine deutliche Niederlage kassieren sollten.

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Die Überlegung ist simpel: Wenn die haushohe Favoritin Hillary Clinton ins Rennen ums Weiße Haus einsteigt, dann sprechen die US-Medien und die Washingtoner Polit-Blase über Wochen hinweg über kaum ein anderes Thema. Sollte Clinton diesen Schritt wagen, dann gingen ihr mehrere Wochen verloren, um noch mehr Geld für ihre Kampagne zu sammeln und ihr Team auszuwählen. Aber sie würde der durch ein Wahldebakel frustrierten und von Obama enttäuschten Basis der Demokraten neue Zuversicht geben. Und dies wäre mit Blick auf 2016 viel wert.

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