Haftaussetzung durch israelisches Gericht:Palästinenser soll Hungerstreik beendet haben

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Solidaritätsbekundung für Mohammed Allan in Ramallah (Foto: AFP)
  • Der Palästinenser Mohammed Allan, der über Monate hinweg ohne Anklage in Israel in Haft saß, hat seinen Hungerstreik seinem Anwalt zufolge beendet.
  • Zuvor hatte das Oberste Gericht Israels seine Verwaltungshaft vorläufig aufgehoben.
  • Das bedeutet im Moment allerdings nur, dass er nicht mehr ans Bett gefesselt wird und Besuch erhalten darf.

Wie die Richter die Haftentlassung begründen

Einen Tag nach der vorläufigen Aufhebung der Verwaltungshaft durch das Oberste Gericht Israels hat ein palästinensischer Häftling seinen Hungerstreik beendet. Das teilte der Anwalt von Mohammed Allan, Dschamil al-Chatib, mit. Der 31-jährige Palästinenser hatte mehr als 60 Tage lang die Nahrungsaufnahme verweigert.

Die höchstrichterliche Entscheidung für die Haftentlassung war am Mittwoch ergangen. Die Richter begründeten sie mit dem schlechten Gesundheitszustand Allans, trafen damit jedoch keine endgültige Entscheidung. Ihnen zufolge hatte die Regierung angeboten, Allan freizulassen, wenn er irreversibel krank sei. Sollte er dagegen völlig gesunden, sei eine erneute Inhaftierung nicht ausgeschlossen.

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Beim Hungerstreik von Mohammed Allan geht es um mehr als das Schicksal eines palästinensischen Häftlings: Menschenrechtsgruppen und Ärzte werfen Israels Regierung Folter vor, weil sie den Gefangenen zwangsernähren lässt.

Von Peter Münch

Praktisch bedeutet die Haftentlassung für Allan daher im Moment auch nur, dass er nicht mehr ans Bett gefesselt wird und dass ihn Familienangehörige besuchen dürfen. Denn der Gerichtshof urteilte auch, dass der Mann zunächst in Intensivbetreuung im Krankenhaus bleiben bleiben müsse, da sich sein Zustand zuletzt enorm verschlechtert hatte. Ärzte stellten bereits eine Hirnschädigung durch Vitaminmangel fest. Kurzzeitig wurde er in ein künstliches Koma versetzt.

Gesundheitszustand verbessert sich

Am Donnerstag verbesserte sich Allans Zustand nach Angaben eines israelischen Arztes deutlich. Die künstliche Beatmung sei beendet worden und Allan beginne zu kommunizieren, sagte der Hesi Levi vom Barsilai-Krankenhaus. Der Patient sei "auf dem richtigen Weg". Anwalt Dschamil al-Chatib sagte, sein Mandant sei "wieder bei Bewusstsein und nicht im Hungerstreik".

Was Allan zur Last gelegt wird

Allan hatte mit seinem Hungerstreik dagegen protestiert, dass er ohne offizielle Beschuldigungen in Haft gehalten wurde. Er war im November festgenommen worden, weil er in der von Israel als Terrororganisation eingestuften Palästinensergruppe Islamischer Dschihad aktiv gewesen sein soll. Seitdem wurde er ohne Anklage und Prozess in israelischer Administrativhaft festgehalten.

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