Geheimdienste:USA enttarnen russischen Spionagering

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Fast wie einst im Kalten Krieg: US-Ermittler haben zehn Spione festgenommen, die für Russland vertrauliche Informationen gesammelt und Kontakte zur politischen Führung hergestellt haben sollen.

US-Ermittler haben ein Netz von Agenten ausgehoben, die für Russland spioniert haben sollen. Insgesamt seien am Sonntag zehn Verdächtige in verschiedenen Städten im Nordosten der USA festgenommen worden, teilte das US-Justizministerium am Montag mit. Gegen alle sei Anklage wegen des Verdachts der Agententätigkeit erhoben worden, acht von ihnen werde überdies Geldwäsche vorgeworfen.

Schlag gegen russisches Agentennetz: US-Ermittler haben zehn Spione festgenommen, die für Russland vertrauliche Informationen gesammelt und Kontakte zur politischen Führung hergestellt haben sollen. (Foto: ap)

Die Männer und Frauen sollen teils seit den neunziger Jahren Informanten rekrutiert und Informationen für Russland gesammelt haben. Daten seien über ein geheimes elektronisches Netz von Laptop zu Laptop weitergegeben worden. Die Missionen der meisten Verdächtigen seien langfristig angelegt und extrem verdeckt gewesen. Das Ministerium machte aber keine Angaben dazu, was genau sie ausspioniert haben sollen.

In den Dokumenten wird allerdings aus zahlreichen abgefangenen Nachrichten zwischen den mutmaßlichen Agenten und Moskau zitiert. Eine Geheimbotschaft an Russland dreht sich den Angaben zufolge um einen Wechsel der Führung des US-Geheimdienstes CIA und um den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2008. Zu diesem Zweck sollen private Gespräche mit einem Berater des Kongresses geführt worden sein.

Gefragt: Interna aus dem Weißen Haus

Ihre Aufgabe sei gewesen, sich langfristig eine amerikanische Identität zuzulegen, um für Russland an Informationen über die USA heranzukommen. So hätten sie Personen als Quellen rekrutieren sollen, die in politischen Entscheidungsgremien der USA tätig sind. Zu den ausgespähten Personen einer Angeklagten gehörte ein Geschäftsmann in New York, der auch in der Politik aktiv ist.

Die mutmaßliche Spionin wurde angewiesen, "Stück um Stück eine Beziehung" zu dem Mann aufzubauen. Gefragt waren Informationen über die US-Außenpolitik und Interna aus dem Weißen Haus. Den Verhaftungen waren laut Ministerium jahrelange Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI vorausgegangen. US-Agenten hätten sich unter anderem als russische Regierungsbeamte getarnt und mit den Verdächtigten getroffen.

Ein Verdächtiger auf der Flucht

Die Fahnder schlugen am Wochenende in den US-Staaten New Jersey, New York, Massachusetts und Virginia zu. Neben den zehn Festgenommenen sei ein weiterer Verdächtiger angeklagt, der zunächst noch auf der Flucht sei. Agententätigkeit für eine fremde Regierung wird den Angaben zufolge in den USA mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet, Geldwäsche hingegen mit bis zu 20.

Erst am Donnerstag waren im Weißen Haus US-Präsident Barack Obama und sein russischer Kollege Dmitrij Medwedjew zusammengetroffen. Dabei vereinbarten sie eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie eine stärkere Kooperation der Geheimdienste im Kampf gegen den Terror. Obama hatte den Kremlchef dabei als "Freund und Partner" bezeichnet. Medwedjew sei "solide und verlässlich".

© dpa/Rtr/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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