Geheimdienst:Bau-Pfusch blockiert Umzug des BND nach Berlin

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Wieder Ärger auf der BND-Baustelle in Berlin: Der Umzug des Geheimdienstes aus Pullach in die Hauptstadt verzögert sich um mindestens ein Jahr. Dabei sind die Probleme bei den Bauarbeiten schon seit Monaten bekannt.

Peter Blechschmidt

Die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Berlin wird mindestens ein Jahr später bezugsfertig sein als zuletzt geplant. Eine Sprecherin des BND bestätigte am Montag in Berlin, dass die ersten Mitarbeiter statt 2014 erst Ende 2015 ihre neuen Arbeitsräume im Hauptgebäude würden beziehen können. Grund für die Verzögerung sind Probleme mit der Lüftungsanlage, die bereits im November vorigen Jahres erkannt worden waren. Welche Auswirkungen auf den Zeitplan für den Umzug dies haben würde, war jedoch laut der Sprecherin erst vor Kurzem erkennbar.

BND-Baustelle in Berlin: Der Umzug verzögert nach Berlin verzögert sich. (Foto: dpa)

Bereits im Juli 2011 hatte die Bauherrin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), einer Firma gekündigt, welche die Klimaanlage für den riesigen Gebäudekomplex an der Berliner Chausseestraße einbauen sollte. Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag geht hervor, dass die Lüftungsfirma DIN-Vorschriften missachtet hatte. Nach der Kündigung wurde das Projekt in 40 Einzelaufträge aufgeteilt, die bis Mitte dieses Jahres ausgeführt sein sollten. Wie weit diese Arbeiten tatsächlich gediehen sind, war am Montag zunächst nicht in Erfahrung zu bringen.

Offiziell ist die Zentrale des BND derzeit noch in Pullach bei München angesiedelt, wenngleich der Präsident - seit Januar ist dies Gerhard Schindler als Nachfolger von Ernst Uhrlau - seit Langem hauptsächlich in Berlin residiert. Auch weitere 2000 BND-Mitarbeiter sind bereits in Berlin tätig. Nach Fertigstellung der neuen Zentrale mit 260 000 Quadratmetern Nutzfläche sollen etwa 4000 BND-Bedienstete in der Hauptstadt arbeiten. Geplant ist nun, dass ihr Umzug Ende 2016 abgeschlossen ist. In Pullach sollen dann nur etwa 1000 Mitarbeiter des technischen Zentrums bleiben.

BND verliert "regelmäßig" junge Mitarbeiter

Bereits im nächsten Jahr sollen 170 BND-Bedienstete als Vorhut ihre Arbeit in der Logistikzentrale im Norden des weitläufigen Areals aufnehmen, wie BND-Präsident Schindler der Berliner Morgenpost sagte. Schindler beklagte gegenüber der Zeitung, dass der Dienst "regelmäßig" junge Leute verliere, die man für eine Tätigkeit in Berlin eingestellt habe. "Weil wir nicht - wie ihnen zeitlich in Aussicht gestellt - nach Berlin kommen, verlassen sie unsere Behörde wieder und suchen sich einen anderen Arbeitgeber in der Hauptstadt", sagte Schindler.

Zeitliche Verzögerungen und Kostensteigerungen sind auf der Baustelle des BND nichts Neues. Bei der Grundsteinlegung im Mai 2008 hatte es geheißen, der Dienst könne seine neue Berliner Zentrale schon 2013 beziehen. Damals war auch noch von Kosten von etwa 800 Millionen Euro allein für den Neubau die Rede, wobei die Kosten für den Umzug selbst und für Anpassungen in Pullach nicht mitgerechnet waren. Im April dieses Jahres rechnete der Haushaltsausschuss des Bundestags mit 1,3 Milliarden Euro Baukosten, der Bundesrechnungshof sogar mit 1,55 Milliarden.

Im Sommer vorigen Jahres geriet der BND-Bau aus einem anderen Grund in die Schlagzeilen. Damals hatte das Magazin Focus berichtet, von der Baustelle seien vertrauliche Pläne verschwunden. Der damalige BND-Präsident Uhrlau dementierte, dass es sich um "hochbrisantes Material" gehandelt habe. Zu Verzögerungen beim Bau oder gar zu einer Neuplanung werde es deshalb nicht kommen, sagte Uhrlau damals.

© SZ vom 26.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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