Führungskrise in Italien:Machos im Machtkampf

Was folgt der Ära Monti? Vor den Parlamentswahlen drängen in Italien eine ganze Reihe von Politikern nach oben - nur Frauen sind nicht darunter. Ein Überblick, von Berlusconi bis Komiker Beppe Grillo.

Von Andrea Bachstein, Rom

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Führungskrise in Italien:Noch-Premierminister Mario Monti, Ruhepol Italiens

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Quelle: dpa

Was folgt der Ära Monti? Vor den Parlamentswahlen drängen in Italien eine ganze Reihe von Politikern nach oben - Frauen sind nicht darunter. Ein Überblick, von Berlusconi bis Ferrari-Chef Montezemolo.

Alle Augen sind auf den 69-Jährigen gerichtet - er kündigte Ende Dezember an, erneut kandidieren zu wollen. Er kann sich zwar nicht persönlich um ein Abgeordnetenmandat bewerben, als Senator auf Lebenszeit aber mit der Regierungsbildung beauftragt werden.

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Führungskrise in Italien:Pier Luigi Bersani, der Favorit

Candidate in the primary to select the   Democratic Party (PD) pr

Quelle: dpa

Pier Luigi Bersani, der Vorsitzende der sozialdemokratischen PD, hat im Moment die größten Aussichten, Italiens nächster Regierungschef zu werden. In letzten Umfragen vor der Wahl, lag sein Mitte-Links-Lager vor dem Mitte-Rechts-Lager Berlusconis. Mangel an Charisma gleicht der 61-Jährige bisher durch Zuverlässigkeit aus: Obwohl ihm nicht alles gefällt, stützt er Monti loyal im Parlament.

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Führungskrise in Italien:Silvio Berlusconi, Schrecken Europas

Berlusconi nimmt neuen Anlauf für Amt des Regierungschefs

Quelle: dpa

Dass der Ex-Premier wieder antritt, verstört selbst Teile seiner eigenen Partei. Welche Rolle er genau in der zukünftigen Regierung einnehmen wird, ist unklar. Zwischendurch äußerte er Wünsche, Wirtschaftsminister werden zu wollen. Pläne fürs Geldausgeben hat er genug: 8,6 Milliarden Euro will er ans Volk verteilen. Die eine Hälfte bar auf die Hand als Rückerstattung der 2012 von Monti eingezogenen Immobiliensteuer, die andere Hälfte mit der Abschaffung derselben im laufenden Jahr. Obendrauf soll es eine Amnestie für Steuersünder geben.

Dass der abgewirtschaftete Politiker tatsächlich wieder Regierungschef wird, um seine eigenen Interessen zu verfolgen, erschien zu Anfang seiner Kampagne sehr unwahrscheinlich. Es wurde vermutet, dass der 76-Jährige unter Realitätsverlust leidet und sich im Wahlkampf um Kopf und Kragen redet. Doch in letzten Umfragen legte er deutlich zu.

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Führungskrise in Italien:Staatspräsident Giorgio Napolitano, die Autorität

Italian President Giorgio Napolitano in France

Quelle: dpa

Vor einem Jahr steuerte er bravourös und entschlossen den Wechsel von Silvio Berlusconi zu Mario Monti. Wie ein Pfeiler steht der 86-Jährige Napolitano im politischen Sturm und genießt höchstes Ansehen in der italienischen Bevölkerung.

Wenn die Wahl keine klare Mehrheit für die Bildung einer neuen Regierung bringen sollte, liegt es an dem 87-Jährigen, eine Lösung zu finden.

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Führungskrise in Italien:Pier Ferdinando Casini, der Flexible

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Quelle: AFP

Der wendige Chef der christdemokratischen UDC hofft, Monti zu einer Kandidatur zu gewinnen. Mit seiner kleinen Partei ist Casini ein Meister der politischen Flexibilität. Da knappe Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl erwartet werden, könnte der 57-Jährige das Zünglein an Waage werden für die Bildung der nächsten Regierung.

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Führungskrise in Italien:Roberto Maroni, der Geläuterte

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Quelle: AFP

Roberto Maroni, 57, Vorsitzender der von Skandalen erschütterten Lega Nord: Im Januar vereinbarten Berlusconi und er eine Wahlallianz.. Die Lega Nord zählte bereits zu den Koalitionspartnern der letzten Berlusconi-Regierung. Die PDL wird Maronis Kandidatur für die nördliche Region Lombardei unterstützen.

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Führungskrise in Italien:Beppe Grillo, der Unberechenbare

Beppe Grillo

Quelle: AP

Beppe Grillo hat zwei Rollen: Er ist bekannter Komiker und zugleich unberechenbarer Feind aller Parteien und Politiker. Vor allem wettert der 64-Jährige derzeit populistisch gegen Europa und den Euro, sein Instrument ist das Internet. Mit seiner Basis-Bewegung MoVimento 5 Stelle (Fünf Sterne), für die die Lösung aller Probleme online zu finden ist, hat er den Etablierten mächtig Schrecken eingejagt und in Sizilien gerade mehr Stimmen als alle anderen erhalten. Bis zu 20 Prozent wurden ihm schon bei Parlamentswahlen vorhergesagt, doch auch mit weniger könnte Grillo unklare Mehrheitsverhältnisse produzieren. Der Stern sinkt allerdings gerade wieder. Seine Anhänger werfen Grillo diktatorische Allüren vor: Er verbiete 5-Stelle-Leuten Medienauftritte und schmeiße Mitglieder raus, die ihn kritisieren. Die Kandidatenvorwahlen im Internet wurden deshalb zum Flop.

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Führungskrise in Italien:Luca di Montezemolo, der Taktiker

NTV's High Speed Train Makes Inaugural Journey

Quelle: Getty Images

Der smarte Ferrari-Präsident und Berlusconi-Feind versucht, mit seinem großen Einfluss Monti zu unterstützen. Auch sein Name stand auf der Liste, die die Zeitung Corriere della Sera neulich veröffentlichte: eine Liste mit den Namen von Managern, die angeblich mit Millionengeldern den Wahlkampf von Mario Monti unterstützen. Es ist das Who is who der italienischen Industrie.

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Führungskrise in Italien:Corrado Passera, Montis Schatten

Italian Economic Development Minister Corrado Passera Interview

Quelle: Bloomberg

Der 57-jährige Wirtschaftsminister steht für alles, wofür Monti steht und unterstützt ihn im Wahlkampf. Um dem Premierminister bei der Rettung der italienischen Finanzen zu helfen, hat er seinen Chefposten bei der zweitgrößten italienischen Bank aufgegeben, zuvor hatte er sich mit seiner Reform der Post als Manager empfohlen.

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Führungskrise in Italien:Matteo Renzi, der Medienprofi

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Quelle: AFP

Der 37-jährige Bürgermeister von Florenz ist die Hoffnung vieler Jüngerer. Der PD-Politiker gibt sich unkonventionell und mediengewandt, den Konfrontationskurs mit der alten Politikergeneration scheut er nicht. Bei den Kandidatenvorwahlen seiner Partei landete er hinter Bersani, mit seinem Wählerpotenzial hat Renzi sich dennoch für eine wichtigere Rolle empfohlen, sollte seine Partei an die Regierung kommen. Die Einladung von Berlusconi, Teil seines Teams zu werden, lehnte Renzi entschieden ab.

© Süddeutsche.de/joku/rus
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