Griechenland:Euro fällt auf Neun-Jahres-Tief

  • Der Euro-Kurs sackt ab und fällt auf den tiefsten Stand seit 2006.
  • Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erwartet von der künftigen griechischen Regierung die Einhaltung der Sparzusagen.
  • Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) warnt vor voreiligen Schritten gegenüber Griechenland. Einen Schuldenerlass könne er sich aber auch nicht vorstellen.
  • Merkel und Schäuble wollen laut dem Magazin Spiegel Griechenland nicht um jeden Preis in der Eurozone halten.

Euro fällt auf tiefsten Stand seit Anfang 2006

Der Euro bleibt angesichts der unsicheren Lage in Griechenland unter Druck. In den ersten Handelsstunden der neuen Woche fiel der Euro-Kurs bis auf 1,1864 Dollar. Das war der tiefste Stand seit März 2006. Anschließend erholte sich der Euro etwas, lag aber mit 1,1938 Dollar immer noch deutlich unter der Marke von 1,20 Dollar, unter der er zuletzt im Sommer 2010 gestanden hatte.

Händler begründeten die erneuten Kursverluste mit den politischen Entwicklungen in Griechenland und mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Ein schwächerer Euro hilft vor allem dem Export aus der Euro-Zone. Importe dagegen werden für Euro-Länder durch einem schwächeren Euro teurer.

Gabriel hält an Griechenland in der Euro-Zone fest

Die Bundesregierung pocht gegenüber der künftigen griechischen Regierung auf Einhaltung der eingegangenen Sparzusagen. Die Euro-Zone sei heute wesentlich stabiler und widerstandsfähiger als noch vor einigen Jahren, sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. "Deshalb sind wir übrigens auch nicht erpressbar, sondern erwarten von der griechischen Regierung - egal wer sie stellt - dass die mit der EU getroffenen Vereinbarungen eingehalten werden."

Nach der Debatte vom Wochenende über den Verbleib des Schuldenlandes in der Eurozone betonte Gabriel: "Ziel der gesamten Bundesregierung, der EU und der Regierung in Athen selbst ist es, Griechenland in der Euro-Zone zu halten." Der SPD-Vorsitzende versicherte: "Es gab und gibt keine gegenteiligen Pläne."

Söder sieht wenig Sinn darin, den Griechen zu drohen

In der Debatte um ein Euro-Ausstiegsszenario für Griechenland hat Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) vor "überzogenen, voreiligen Schritten" gewarnt. Zwar habe er einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone auch früher schon nicht als "Schreckensszenario" empfunden, sagte Söder der Süddeutschen Zeitung. "Man hat sich aber damals bewusst für einen anderen Weg entschieden. Den muss man zunächst seriös weiter beschreiten." Er sehe deshalb wenig Sinn darin, "den Griechen zu drohen". Die CSU hatte sich gegenüber Griechenland immer unnachgiebig gezeigt und 2012 auch offen den Austritt des Landes aus der Euro-Zone gefordert. Erst auf Drängen Merkels lenkte sie seinerzeit ein.

Allerdings schloss Söder auch eine Abkehr vom griechischen Sparkurs kategorisch aus. "Es wird keine Lex Griechenland geben", sagte Söder. "Für mich ist klar, es gibt keinen Schuldenerlass und keine Rabatte, nur weil jetzt eine neue Regierung kommt." Sollte diese den bisherigen Konsolidierungskurs abbrechen, litten die Griechen selbst am meisten, warnte er.

Riexinger sieht gezielte Destabilisierung

Linke-Chef Bernd Riexinger hatte der Bundesregierung am Sonntag Erpressung und eine gezielte Destabilisierung Griechenlands vorgeworfen. "Die Bundesregierung lanciert mit dieser gezielten Indiskretion eine Bombe, die in Griechenland die Krise eskaliert", sagte er dem Handelsblatt. "Mit dieser Art öffentlicher Erpressung wird Griechenland gezielt vor den Wahlen destabilisiert."

Solche Meldungen könnten in Griechenland einen Ansturm auf die Banken provozieren. "Das ist organisierte Verantwortungslosigkeit." Die Kanzlerin sei jetzt in der Pflicht, "unverzüglich und unmissverständlich" ihre Haltung zur Integrität der Eurozone klar zu stellen.

Bundesregierung dementiert angebliche Kursänderung

Zuvor hatte es in einem Bericht des Spiegels geheißen, Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble würden ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone entgegen ihrer bisherigen Linie für unausweichlich halten, falls der Chef der linken Syriza-Partei, Alexis Tsipras, nach den Neuwahlen die Regierung übernimmt, den Sparkurs aufgibt und die Schulden des Landes nicht mehr bedient.

Grund dafür seien die Fortschritte, die die Euro-Zone seit dem Krisenhöhepunkt 2012 gemacht habe. So sei die Ansteckungsgefahr für andere Länder begrenzt, weil Portugal und Irland als saniert gälten. Zudem stehe ein schlagkräftiger Rettungsmechanismus zur Verfügung. Der stellvertretende Regierungssprecher dementiert allerdings: "Es gibt keine Kursänderung", sagte Georg Streiter.

Ehemaliger EU-Währungskommissar Rehn für Reduzierung der Schuldenlast

Olli Rehn sieht einem möglichen Wahlsieg der radikallinken Syriza-Partei in Griechenland gelassen entgegen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel laut Vorabmeldung. "Es erscheint mir übertrieben, dass einige den Teufel an die Wand malen", sagte der frühere EU-Währungskommissar. "Jede mögliche Turbulenz, die Griechenland verursachen mag, könnte die Euro-Zone nicht so erschüttern wie 2010 oder 2012."

Ökonom Bofinger warnt vor Euro-Austritt

Der Ökonom Peter Bofinger sieht dagegen weitreichende Folgen, sollte sich die Lage in Griechenland zuspitzen und das Land möglicherweise die Euro-Zone verlassen. "Ein solcher Schritt wäre mit sehr hohen Risiken für die Stabilität des Euro-Raums verbunden", sagte der namhafte Wirtschaftswissenschaftler der Welt am Sonntag und fügte hinzu: "Auch wenn die Situation Griechenlands nicht mit der anderer Mitgliedstaaten vergleichbar ist, würde damit ein Geist aus der Flasche gelassen, der nur schwer beherrschbar wäre."

Neuwahlen Ende Januar

Die Debatte über einen Austritt des hochverschuldeten Landes aus der Euro-Zone ist nach der Entscheidung für vorgezogene Wahlen entflammt. Der konservative Regierungschef Antonis Samaras war zu Wochenbeginn endgültig mit dem Versuch gescheitert, seinen Präsidentschaftskandidaten durch das Parlament zu bringen. Damit stehen am 25. Januar Neuwahlen an.

Zur stärksten Kraft könnte dabei Umfragen zufolge das Linksbündnis Syriza werden, das die Vereinbarungen mit den internationalen Kreditgebern ändern und den Sparkurs lockern will.

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