Frankreich:Macheten-Attacke am Louvre - Angreifer kam mit Touristenvisum nach Paris

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  • Nach einer Attacke im Shopping-Zentrum unter dem weltberühmten Pariser Louvre hat die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen Terrorverdachts eingeleitet.
  • Ein mit einer Machete bewaffneter Mann griff bei einer Rucksackkontrolle eine Militärpatrouille an und soll dabei "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben.
  • Ein Soldat stoppte den Angreifer mit fünf Schüssen und verletzte ihn schwer.
  • Der Mann soll im Oktober in Dubai in Visum für Frankreich beantragt haben.

Ein Soldat hat am Louvre in Paris einen Mann mit mehreren Schüssen verletzt, nachdem dieser einen anderen Militärangehörigen mit einer Machete angegriffen hat. Der Vorfall ereignete sich gegen zehn Uhr am Freitagvormittag in der Einkaufsgalerie Carrousel du Louvre, in der es auch einen Zugang zum Museum gibt. Der Angreifer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht und notoperiert.

Die Soldaten hatten den Mann daran gehindert, mit zwei Rucksäcken das Einkaufszentrum zu betreten. Ein Sprecher der Polizeigewerkschaft, Yves Lefebvre, sagte, der Mann habe dann versucht, einen der vier Soldaten mit der Machete zu töten und "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen. Der angegriffene Soldat habe eine leichte Kopfverletzung erlitten. Die Befürchtung, die Rucksäcke könnten Sprengstoff enthalten, bestätigte sich nicht. Gefunden wurde aber eine zweite Machete.

Zweite Person festgenommen

Nach Angaben des Innenministeriums wurde außerdem eine zweite Person festgenommen. "Sie befand sich vor Ort", sagte ein Sprecher. Es erscheine jedoch nicht so, als ob sie eine Verbindung zu der Tat habe.

Unmittelbar nach dem Angriff kam es zu einer kurzen Panik. Der Louvre wurde geschlossen. Die 250 Besucher, die sich während des Angriffs in dem Museum befanden, wurden in kleinen Gruppen überprüft und anschließend aus dem Gebäude gebracht, wie das französische Innenministerium auf Twitter mitteilte. Medienberichten zufolge wurden auch die nahegelegenen Metro-Stationen geschlossen, die Umgebung wurde für den Autoverkehr gesperrt. Am Mittag wurden die Sperren wieder aufgehoben, die Mitarbeiter des Einkaufszentrums kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück.

Die französische Regierung stuft die Macheten-Attacke als Terroranschlag ein. Es habe sich "offensichtlich" um einen Angriff mit "terroristischem Charakter" gehandelt, sagte Premierminister Bernard Cazeneuve. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts.

Die Identität des Angreifers ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Ermittler teilten am Abend mit, es könnte sich um einen 29-jährigen Ägypter handeln, der erst vor wenigen Tagen mit gültigem Touristenvisum aus Dubai nach Frankreich einreiste. Es sei noch unklar, ob der Mann alleine, spontan oder auf Anweisung gehandelt habe, sagte der ermittelnde Staatsanwalt.

Beamte durchsuchten die Wohnung nahe des Pariser Prachtboulevards Champs-Elysées, in der der Mann sich eingemietet hatte. Dort haben sie nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP einen Reisepass gefunden. Die zwei Macheten seien in einem Waffengeschäft in Paris gekauft worden.

Reaktionen auf den Angriff

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) zeigte sich am Rande seiner USA-Reise "heilfroh, dass kein Schaden angerichtet werden konnte, weil die französischen Sicherheitskräfte so schnell reagiert haben".

US-Präsident Donald Trump bewertete den Angriff auf Twitter umgehend als Tat eines "radikalen islamistischen Terroristen", der den Louvre attackiert habe. Die USA müssten "schlau" werden - offenbar ein Verweis auf seine Einreiseverbote für Bewohner von sieben mehrheitlich muslimischen Staaten. Ein US-Regierungsvertreter hatte diese Einreiseverbote unter anderem damit begründet, dass die USA keine Situation wie "in Teilen Frankreichs, Deutschlands, Belgiens" wollten, wo es eine "große und dauerhafte inländische Terrorbedrohung" gebe.

So schützt Frankreich sensible Orte

Wegen der Anschlagsgefahr patrouillieren in Paris im Rahmen der Opération Sentinelle an vielen Orten Soldaten, unter anderem vor Touristenattraktionen. Die Opération Sentinelle gibt es seit kurz nach den Anschlägen vom Januar 2015. Damals griffen zwei Islamisten die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo in der Pariser Innenstadt an und töteten zwölf Menschen. Ein dritter Komplize eröffnete zwei Tage später in einem jüdischen Supermarkt das Feuer. Vier Menschen überlebten den Angriff nicht.

Im November 2015 töteten Extremisten in Paris bei Angriffen auf die Konzerthalle Bataclan und andere Ziele 130 Menschen. Im Juni 2016 erstach ein Terrorist ein französisches Polizistenpaar wird in ihrem Haus nahe Paris und wurde noch am Tatort erschossen. Im Juli 2016 steuerte ein Terrorist während der Feiern zum französischen Nationalfeiertag einen Lastwagen in eine Menge in Nizza. 86 Menschen starben dabei.

Die Opération Sentinelle sieht den besonderen Schutz mehrerer Hundert "sensibler Orte" durch die französische Armee vor. Darunter Botschaften, Zeitungsredaktionen, Theater oder Touristenziele wie der Eifelturm und natürlich auch der Louvre. In ganz Frankreich sind mehr als 10 000 Soldaten an der Operation beteiligt. Sie werden durch die Polizei unterstützt.

© SZ.de/Reuters/AFP/dpa/jana/feko/stein/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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