Florian Bernschneider:Liberales Currywürstchen

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"Ich bin eine richtige Wahlkampf-Sau": Florian Bernschneider kam mit 16 Jahren zur FDP, jetzt ist er mit 22 jüngster Abgeordneter im Bundestag. Sein einziges Hobby: die Politik.

Jens Schneider

Auch auf der Internetseite dieses jungen Mannes gibt es eine Rubrik "Persönlich". Unter dieser Überschrift bieten andere Politiker gern Hinweise auf das Leben, das sie vor der Politik hatten. Oder erzählen von dem bisschen Leben, das sie neben der Politik noch führen. Von Leidenschaften und Erfahrungen, die halt eine Persönlichkeit prägen.

Für die FDP isst er auch Currywurst mit Banane: Florian Bernschneider zieht als jüngster Abgeordneter in den Bundestag ein. (Foto: Foto: dpa)

Über Florian Bernschneider aus Braunschweig ist an dieser Stelle zu erfahren, dass er Schulen besucht hat und jetzt studiert, Betriebswirtschaft. Ansonsten dreht sich alles um drei Buchstaben: FDP.

Mit 16 ist er eingetreten, schnell stieg er bei den Jungen Liberalen auf. Er war mit 19 Jahren Wahlkampfleiter der FDP in Braunschweig, 2008 stellvertretender Bezirksvorsitzender der FDP, Mitglied des Landesvorstandes in Niedersachsen und des Bundesvorstandes der Jungen Liberalen, um nur die wichtigsten Stationen zu erwähnen.

Nun ist er mit 22 Jahren der jüngste Abgeordnete im Bundestag. Und bittet schon am zweiten Tag profimäßig darum, dass Zitate aus dem Gespräch mit ihm vor Abdruck vorgelegt werden. Er sagt Sätze wie: "Es wäre schön, wenn ich als junger Mensch für die dauerhafte Stabilität der sozialen Sicherungssysteme etwas erreichen kann."

Zur Politik ist er über die Schule gekommen. Er war Schulsprecher und Stadtschülerratssprecher. Die Lehrer hätten ihn schon in der FDP verortet, als er noch gar nicht dort gewesen war. Also ging er hin und fühlte sich bei den Jungen Liberalen heimisch: Ihm gefalle die Grundphilosophie, dass der Staat nicht alles regeln soll. Solche Sätze kommen schnell und geschmeidig.

Welche weiteren Interessen hat er? An dieser Stelle gerät das Gespräch das einzige Mal ins Stocken. Es bliebe zwangsläufig nicht viel Zeit für anderes, sagt er. "Das gebe ich ehrlich zu." Er führe aber ein normales Leben. Irgendwelche Hobbys vielleicht? "Bis vor zwei Tagen konnte ich ja noch sagen: Politik ist mein Hobby. Ich wüsste nicht, was ich noch nennen soll."

Das klingt offen und unbekümmert. Politik, das bedeute ja nicht nur Kongresse in Mehrzweckhallen, man sei abends mit Freunden zusammen. Er nennt sich eine "richtige Wahlkampf-Sau". In Berlin wolle er für Bürgerrechte kämpfen. Zu schnell würden Eingriffe gefordert: Alkoholverbotszonen in Innenstädten, Verbote für Killerspiele, Sperren im Internet. "Es darf nicht immer gleich das große Verbotsschild aufgestellt werden."

Selbstbewusst, voller Tatendrang - das fällt Philipp Rösler, dem 36 Jahre alten niedersächsischen Wirtschaftsminister und FDP-Chef, zu Bernschneider ein. "Er versteht das politische Handwerk." Rösler erinnert sich an das von Bernschneider organisierte "Liberale Currywurst-Essen", es gab die Wurst mit Bananen-Stückchen.

Bernschneider nennt Rösler, den Arzt und Minister, als Vorbild. Er will das "Duale Studium" auf jeden Fall zu Ende bringen, bei dem er neben dem Studium die Praxis bei der Norddeutschen Landesbank erlernt. Dafür habe er viel Urlaub aufgespart. Nächsten Sommer will er seinen Abschluss machen. Auf keinen Fall plane er bereits den Einstieg in eine Berufspolitiker-Karriere. Obwohl alles danach aussieht.

© SZ vom 30.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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