Nach dem Nervengiftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal weitet sich der Streit zwischen Russland und mehreren westlichen Staaten zu einer globalen diplomatischen Krise aus. Die Regierung in Moskau hatte am Donnerstag die Ausweisung Dutzender westlicher Diplomaten verfügt. Allein aus den USA müssen 60 diplomatische Mitarbeiter binnen einer Woche Russland verlassen, das US-Generalkonsulat in St. Petersburg wird geschlossen.
Auch die Botschafter aus Deutschland und acht weiteren EU-Staaten wurden in Moskau einbestellt. Der niederländische Botschafter sagte der Agentur Tass, dass zwei Diplomaten seines Landes ausgewiesen würden. Danach folgten Meldungen zur Ausweisung von 23 britischen Diplomaten, fünf Vertretern aus den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen und vier Polen. Es wird erwartet, dass Russland demnächst auch deutsche Diplomaten ausweist. Bisher verfolgt Russland dabei immer das gleiche Schema: Die Länder müssen so viele Diplomaten abziehen wie sie selbst russische Vertreter ausgewiesen haben. Der deutsche Botschafter Rüdiger von Fritsch sagte beim Verlassen des Außenministeriums in Moskau, es bleibe "Deutschlands Interesse, ein gutes Verhältnis mit Russland zu haben". Deutschland sei dazu weiter bereit und offen für den Dialog. Angesichts der "schlimmen Vorfälle in Salisbury" müsse Russland aber Klarheit und Transparenz schaffen und berechtigte Fragen beantworten.
Fall Skripal:Russland weist 60 Diplomaten aus und schließt US-Konsulat
Nächster Schritt in der Eskalationsspirale: Nachdem russische Diplomaten zahlreiche Länder und internationale Organisationen verlassen müssen, schlägt der Kreml zurück. Die UN warnen vor einem neuen Kalten Krieg.
Die Ausweisung der Diplomaten ist Moskaus Antwort auf die Entscheidung von etwa 25 Staaten sowie der Nato, mehr als 140 russische Diplomaten des Landes zu verweisen. Deutschland hat vier russische Vertreter zu unerwünschten Personen erklärt.
Russland ist nach eigenen Angaben aber trotz der aktuellen Entwicklung daran interessiert, die wegen des Giftanschlags angespannten Beziehungen zu anderen Staaten zu reparieren. Vorwürfe aus den USA, die Regierung in Moskau sei nicht an Diplomatie interessiert, träfen nicht zu, sagte ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Angesichts wachsender Spannungen zwischen Russland und der westlichen Welt hatte UN-Generalsekretär António Guterres vor einer Art neuem Kalten Krieg gewarnt.
Russische Reaktion "nicht gerechtfertigt"
Washington kritisierte zuvor die angekündigte Ausweisung der US-Diplomaten als "nicht gerechtfertigt" und drohte mit möglichen weiteren Maßnahmen. "Wir lesen das, wir bewerten das und wir behalten uns das Recht einer Antwort vor", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert. Moskau sei gegenwärtig offensichtlich nichts an einer Verbesserung der Beziehungen gelegen.
Die Entscheidung bedeute eine "weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und Russland", sagte auch die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders. Der Schritt sei aber keine Überraschung.
Wie die Washington Post und NBC berichten, zögerte Donald Trump, bevor er die Diplomaten ausweisen ließ. Erst als andere Staaten ebenso handelten, entschied er sich dafür, so die Medienberichte.