Endlagerprüfung angeordnet:Salzstock Gorleben - erkunden erlaubt

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Das wird den Castor-Gegnern nicht schmecken: Das niedersächsische Landesamt für Bergbau erlaubt die Erkundung des umstrittenen Salzstocks Gorleben. Die SPD sieht darin eine "unerträgliche Provokation".

Der Castor-Transport ist in Gorleben angekommen, doch die Frage, wo der Atommüll langfristig gelagert werden soll, ist noch lange nicht gelöst. Jetzt ist klar: Die Erkundungsarbeiten in Gorleben werden wieder aufgenommen. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover hat den Sofortvollzug angeordnet: Es soll wieder geprüft werden, ob sich das ehemalige Salzbergwerk in Gorleben als Endlager eignet.

Es darf wieder geprüft werden, ob der Salzstock Gorleben sich als Endlager für radioaktiven Abfall eignet. (Archivbild von 2003) (Foto: dpa)

Die schwarz-gelbe niedersächsische Landesregierung will denn auch keine Zeit verlieren: "In Gorleben muss jetzt endlich Klarheit geschaffen werden, ob der Standort für die Endlagerung geeignet ist oder nicht", sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) nach Angaben seiner Sprecherin.

Anwohner, die evangelische Kirche und Atomgegner hatten vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg gegen die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten für das mögliche Atommüllendlager in Gorleben geklagt. Diese Klagen hatten aufschiebende Wirkung. Mit Anordnung des Sofortvollzuges kann die Erkundung nun laut Sanders Sprecherin losgehen.

Bei SPD und der Linken stieß die Entscheidung auf scharfe Kritik. Dass das Umweltministerium unmittelbar nach der größten Anti-Atom-Demonstration den Sofortvollzug ankündigte, sei eine "erneute, unerträgliche Provokation der Menschen", sagte der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Detlef Tanke. Noch harscher kritisierte der umweltpolitische Sprecher der Linken, Kurt Herzog, die Entscheidung: "Diese Dreistigkeit ist eine politische Farce." Gorleben solle offensichtlich Endlager werden. "Jetzt fehlen nur noch die Enteignungen", so Herzog weiter

Die Endlagerung von stark strahlendem Atommüll ist weltweit ein ungelöstes Problem. Deutsche Atommeiler produzieren jährlich 450 Tonnen davon, doch ein Endlager für abgebrannte, hoch radioaktive Brennstäbe gibt es bisher nicht. Der Müll muss für unvorstellbare Zeiträume gelagert werden, da es zum Teil Jahrhunderte dauert, bis die radioaktiven Substanzen zerfallen sind.

Ob sich der Salzstock in Gorleben dazu eignet, ist seit Jahrzehnten umstritten. Alternativen aber sind derzeit nicht in Sicht. Die frühere rot-grüne Bundesregierung hatte die Erkundung Gorlebens für Jahre stoppen lassen und wollte Alternativen in Süddeutschland prüfen. Dazu kam es nicht.

Jetzt, unter Schwarz-Gelb, fordert die rot-grüne Opposition in Ton- und Granitformationen in Bayern oder Baden-Württemberg nach einem Endlager zu suchen. Das CDU-geführte Umweltministerium lehnt das ab: Eine Suche nach einem möglichen Endlager im Süden stehe nicht zur Debatte.

Die Wut der Menschen während des Castor-Transports richtete sich auch gegen die weitere Erkundung in Gorleben. Die Bundesregierung setzt weiter auf den Standort - und kann jetzt mit der Erkundung beginnen.

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