Ende des Ramadan:Anhänger Mursis demonstrieren trotz Verbot

Lesezeit: 1 min

Ballons und Plakate: Anhänger des abgesetzten Präsidenten Mursi demonstrieren in Kairo (Foto: REUTERS)

Die Anhänger des abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mursis mauern sich ein: Trotz eines Demonstrationsverbotes halten die Islamisten weiter zwei Plätze in Kairo besetzt. Die Geduld bei den Behörden schwindet, die Situation könnte eskalieren.

In Ägypten haben die politische Gruppen die Festlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan für große Protestkundgebungen genutzt. Tausende von Islamisten forderten am Donnerstag, der entmachtete Präsidenten Mohammed Mursi solle wieder in sein Amt eingesetzt werden. Sie riefen in ihren Protestlagern in Kairo: "Das Volk will ein Ende des Militärputsches". Unter einem Meer von Luftballons sprachen die Islamisten auf verschiedenen Plätzen in der Stadt das Morgengebet und setzten sich damit über eine Anordnung der Übergangsregierung hinweg, nach der die Plätze vor einer Moschee und der Universität von Kairo "umgehend" geräumt werden sollten.

Ägypten
:Übergangsregierung erklärt Gespräche für gescheitert

Ägyptens Übergangsregierung sieht die diplomatische Vermittlung zwischen den Konfliktparteien als gescheitert an. Schuld daran sie auf die Muslimbrüder und den gestürzten Präsidenten Mursi. US-Senator McCain zeigt sich von der Lage in Kairo schockiert.

Die Muslimbrüder errichteten am Eingang zu ihrem zentralen Protestlager vor der Rabea-al-Adawija-Moschee eine Betonwand, um das Camp vor der Räumung zu bewahren. Die Anführer der Muslimbrüder riefen dazu auf, die Lager "bis zum Sieg" aufrechtzuerhalten. Die Regierung drohte erneut mit einer gewaltsamen Auflösung der Camps und erklärte, sich lediglich aus "Rücksichtnahme (...) auf den heiligen Monat Ramadan" zurückgehalten zu haben. Beobachter rechnen aber nicht damit, dass die Polizei die Protestlager während der bis zum Sonntag dauernden Feiertage mit Gewalt räumt.

Demonstrationen gegen ausländische Einmischung

Neben den innergesellschaftlichen Spannungen zeigen sich mittlerweile in Ägypten auch Ressentiments gegen ausländische Vermittler. Eine Kundgebung der "Tamarud"-Bewegung auf dem Tahrir-Platz stand unter dem Motto "Fest der nationalen Unabhängigkeit gegen ausländische Einmischung". Die Bewegung "Tamarud" (Rebellion) hatte Ende Juni Millionen von Menschen mobilisierte, um gegen die damals regierenden Muslimbrüder zu demonstrieren. Die staatlichen Medien meldeten, Armee und Polizei zeigten rund um den Tahrir-Platz starke Präsenz, um mögliche Gewalt zu verhindern.

Westliche und arabische Diplomaten hatten zuletzt vergeblich versucht, in Kairo einen Kompromiss zwischen den gesellschaftlichen Gruppen auszuhandeln. Sie befürchten, dass eine dauerhafte Marginalisierung der Islamisten zu mehr Gewalt führt. Einige Ägypter empfinden diese Bemühungen als "Einmischung". Der von der Armee eingesetzt Übergangspräsident Adli Mansur hatte am Mittwoch erklärt, die diplomatischen Bemühungen seien gescheitert. Er rief die Ägypter auf, ihre "persönlichen Interessen zugunsten des geeinten Vaterlandes hintanzustellen".

© dpa/AFP/webe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: