Ägypten:Übergangsregierung erklärt Gespräche für gescheitert

Ägyptens Übergangsregierung sieht die diplomatische Vermittlung zwischen den Konfliktparteien als gescheitert an. Schuld daran sie auf die Muslimbrüder und den gestürzten Präsidenten Mursi. US-Senator McCain zeigt sich von der Lage in Kairo schockiert.

Die Bemühungen westlicher und arabischer Diplomaten um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien in Ägypten sind gescheitert. Das teilte das Amt des ägyptischen Übergangspräsidenten mit. Verantwortlich für das Scheitern seien die Muslimbrüder des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi.

"Die Bemühungen haben nicht die erwünschten Ergebnisse gebracht", hieß es in einer Erklärung der Präsidentschaft. "Die Phase der diplomatischen Anstrengungen geht heute zu Ende." Neben anderen hatten US-Vizeaußenminister William Burns und der EU-Beauftragte Bernardino León in den vergangenen Tagen versucht, die islamistischen Muslimbrüder für die Beteiligung am politischen Prozess zu gewinnen.

Auch US-Senator John McCain war zu Besuch in Kairo und äußerte sich zutiefst besorgt. "Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist", sagte der republikanische Politiker im Fernsehsender CBS. Das Land sei nur Tage oder Wochen von einem "totalen Blutvergießen" entfernt, falls keine politische Lösung gefunden werde. Die Gegner müssten miteinander verhandeln und sich versöhnen.

McCain und sein republikanischer Kollege Lindsey Graham waren im Auftrag von Präsident Barack Obama nach Ägypten gereist, um einen Monat nach der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch die Streitkräfte zur Entschärfung der Krise beizutragen. Sie trafen sich mit Armeechef Abdel Fattah al-Sisi und Vizepräsident Mohamed ElBaradei.

Proteste gegen Mursi-Absetzung als nicht gewaltfrei eingestuft

In den Besuch der beiden Senatoren war die Meldung der staatlichen Zeitung Al-Ahram geplatzt, wonach die Übergangsregierung in Kürze das Scheitern der Vermittlungsbemühungen bekanntgeben werde. Zugleich berichtete das Blatt unter Berufung auf offizielle Kreise, das Präsidialamt werde die Proteste gegen die Absetzung Mursis als nicht gewaltfrei einstufen.

Seit dem Sturz Mursis durch das Militär Anfang Juli ist es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten gekommen, bei denen mehr als 250 Menschen getötet wurden. Die Muslimbrüder verlangen die Wiedereinsetzung Mursis, der an einem geheimen Ort festgehalten wird. Die Regierung hat mehrfach angedroht, ihre Protestlager in Kairo aufzulösen.

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