Edward-Snowden-Platz:"Mensch, wenigstens in Dresden gab es noch ein paar intelligente Leute"

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  • Zum 32. Geburtstag des Whistleblowers Edward Snowden hat sich Markwart Faussner aus Dresden etwas Besonderes einfallen lassen.
  • Faussner hat auf seinem privaten Grund einen Edward-Snowden-Platz eingeweiht.
  • Besucher können sowohl für Snowden spenden - als auch Wünsche auf Karteikarten schreiben.

Von Cornelius Pollmer, Dresden

Edward Snowden ist am Sonntag 32 Jahre alt geworden, und deshalb hat ihm Markwart Faussner ein Geschenk besorgt. Faussner ist Miteigentümer eines Grundstücks in der Bautzner Straße in Dresden, im Hinterhof hat er Pflastersteine gelockert und einen Mast in den Boden getrieben. Am Ende des Mastes wurde ein Schild angeschraubt, 18 Buchstaben, weiße Schrift auf blauem Grund. Erst sieht man das Schild nicht, es liegt unter weißem Tüll. Am Nachmittag zieht Faussner, der kleine Enthüller, zu Ehren von Snowden, dem großen Enthüller, an einer Schnur. Dresden hat nun einen Edward-Snowden-Platz.

Die etwa 100 Gäste können Faussner ganz gut sehen, für seine Ansprache springt er trotzdem auf ein kleines Podium. "Ja, wow!", sagt Faussner. Er erzählt von einem Text, den er im Internet gelesen habe, und dessen Botschaft gewesen sei: nicht immer nur meckern, einfach mal machen. Deswegen das Schild. Faussner sagt, "ich habe den Eindruck, dass unsere Freiheit so gut überwacht wird, dass davon irgendwann nichts mehr übrig bleibt." Er sagt, dass man Wünsche für Snowden auf eine Karteikarte schreiben und in einer Stahlkassette versenken solle, die dann ihrerseits im Boden versenkt werde. "Und, wer weiß, in 100 Jahren wird die dann rausgeholt und dann heißt es, Mensch, wenigstens in Dresden gab es noch ein paar intelligente Leute." Faussners Brust hat sich da gehoben, und sie hebt sich noch mehr, als er zum Schlusswort ansetzt: "Dear Edward, I have a dream! I hope that you can return to your home country as a free man." Kurze Pause. "So, fertig."

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Der Whistleblower in einer Reihe mit Kämpfern des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs: Künstler haben im New Yorker Fort Greene Park heimlich eine Snowden-Statue errichtet. Dort stand sie allerdings nur kurz.

Es gehe ihm um nichts weniger als die Freiheit, sagt Faussner, als er vom Podium steigt. Und als Eigentümer des Grundstücks weiß er um die kleine Freiheit, diesen privaten Platz nach Snowden benennen zu dürfen. Die Aktion sei im Übrigen mit seinem deutschen Anwalt abgesprochen. Dann wird gefeiert, Brezn und Orangina für alle. Aber bitte gegen eine Spende für Snowden. "Das geht alles direkt an Edward", sagt ein Mann von der Bar. Nur ein Junge ist unzufrieden. Er ist mit seinem Handy zu Faussner gerannt, Frage, habt ihr Wlan? Heute nicht, sagt Faussner. "Heute haben wir das aus Sicherheitsgründen abgeschaltet."

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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