Deutscher Finanzminister kehrt zurück:Wolfgang Schäuble - sieben Tage Härte

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Die Kanzlerin hatte stets versichert, ihr wichtigster Mann bekomme die nötige Zeit zur Erholung. Nun ist es soweit: Der angeschlagene Finanzminister Wolfgang Schäuble beendet seine unfreiwillige Ruhepause - damit beginnt die schwerste Woche seiner Amtszeit.

Michael Bauchmüller und Stefan Braun, Berlin

Welcher Tag der schwerste sein wird, lässt sich kaum sagen. Wird es dieser Montag, an dem Wolfgang Schäuble, 67, wieder sein Büro im Bundesfinanzministerium aufsucht, konfrontiert mit einem Berg von Problemen? Der Mittwoch, an dem erst der Bundestag einem abermals größten Rettungspaket aller Zeiten zustimmen soll, und Schäuble anschließend Experten aus aller Welt zu einer Konferenz über die Zukunft der Finanzmärkte begrüßt? Oder der Freitag, an dem die EU-Arbeitsgruppe zur Reform des Stabilitätspakts tagt?

Finanzminister Wolfgang Schäuble stehen schwere Tage bevor. (Foto: Foto: AP)

Volles Programm an jedem Tag

Oder gar das Pfingstwochenende, an dem er mit der Unionsspitze über die andere große Aufgabe, die Einsparungen im Bundeshaushalt, beraten möchte? Jeder einzelne Tag dieser Woche wird es für den Unionspolitiker in sich haben.

Der Stress beginnt am Montagnachmittag, 17 Uhr. Dann treffen sich die Finanzminister der Euro-Staaten in Brüssel. Gemeinsam wollen sie die Haushaltslage von Krisenstaaten wie Griechenland, Portugal, Spanien erörtern - und über die Details des 750-Milliarden-Euro-Schirms beraten, den die Eurostaaten aufspannen wollen.

Schon am nächsten Tag, mittags um eins, tritt der wichtige Finanzminister-Zirkel der EU zusammen, der Ecofin-Rat. Thema: Schuldenkrise. Ob Schäuble selbst nach Brüssel reisen wird, war am Sonntag noch unklar. Das werde erst am Montag entschieden. Zumal sich manche Termine in dieser Woche ja auch überschnitten, heißt es im Finanzministerium.

Wieder fit im Bundestag

Wohl wahr. Schon am Mittwoch wird der Bundestag nach einer Regierungserklärung der Kanzlerin die Beratungen über den deutschen Anteil am Rettungsschirm aufnehmen. Tunlichst mit dabei: Wolfgang Schäuble. "Wir freuen uns darauf, dass der Finanzminister wieder fit im Bundestag sein wird", verkündete Unions-Fraktionschef Volker Kauder vorige Woche. Was nach Loyalität klingen sollte, aber auch Bedingungen formulierte.

Doch ausgerechnet in dieser Woche wird der Finanzminister noch anderweitige Verpflichtungen haben, denn als Gastgeber kann er der internationalen Finanzmarktkonferenz am Mittwoch und Donnerstag nur schwer fernbleiben. Die Konferenz dient der Vorbereitung des G-20-Gipfels in Toronto im Juni, es geht um die Regulierung der Märkte. Schon am Freitag spielt die Musik wieder in Brüssel: EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy lädt zur Debatte über die Reform der Eurozone. Parallel entscheidet der Bundestag über den Rettungsschirm.

Unter normalen Bedingungen wäre das schon eine verdammt harte Woche. Für Schäuble, der seit Monaten gesundheitlich angeschlagen ist und sich erst am Sonntag voriger Woche in Brüssel ins Krankenhaus begeben musste, wird es ein Kraftakt ohnegleichen.

Schon hat es in der Union Gerüchte über seine Ablösung gegeben, und Schäuble muss klar sein: Wenn er diese Woche nicht einsatzfähig ist, werden die Zweifel unüberhörbar werden, ob er für dieses schwere Amt belastbar genug ist. Noch am Sonntag machte er sich auf den Weg nach Berlin. Er nimmt die Herausforderung an.

© SZ vom 17.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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