Debatte über SPD-Kanzlerkandidat:Steinbrück verteidigt Äußerungen zum Kanzlergehalt

"Ich habe mitnichten gefordert, das Kanzlergehalt zu erhöhen": SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wehrt sich gegen Kritik wegen seiner Äußerungen zum Jahreswechsel. Derweil wird ein neues Detail öffentlich: Der SPD-Kanzlerkandidat wollte einst selbst Sparkassenschef werden.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sieht sich nach seinen Äußerungen über das Gehalt des Bundeskanzlers zu Unrecht in der Kritik. "Ich habe mitnichten gefordert, das Kanzlergehalt zu erhöhen", sagte Steinbrück dem Berliner Tagesspiegel. Er habe lediglich die Meinung vertreten, dass Kanzler im Vergleich zu Führungspersonen in der Wirtschaft eher gering bezahlt sind. "Diese Wahrheit werde ich nicht verschweigen", betonte Steinbrück, "auch nicht als Kanzlerkandidat".

Der SPD-Politiker war in die Kritik geraten nachdem er zum Jahreswechsel in einem Zeitungsinterview das Gehalt der Kanzlerin von etwa 220.000 Euro im Jahr als zu niedrig bezeichnet hatte. Jeder Sparkassenschef verdiene mehr, sagte er. Die Grünen wiesen daraufhin die Äußerungen von Steinbrück zurück: "Unser Land hat drängende Probleme, die es anzupacken gilt", sagte die Parteivorsitzende Claudia Roth der SZ. "Die Frage des Gehalts der Kanzlerin gehört sicher nicht dazu." Linken-Chef Bernd Riexinger forderte Steinbrück auf, als Kanzlerkandidat zurückzutreten.

Bei einer Wahlkundgebung am Freitag im niedersächsischen Emden ging Peer Steinbrück nicht auf seine Äußerungen über das Kanzlergehalt ein. Gemeinsam mit SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil läutete er die heiße Phase im Wahlkampf zur Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar ein. Weil glaubt nicht, dass die Debatte ihm schaden wird. "Ich fühle mich von Peer Steinbrück unterstützt in meinem Wahlkampf", sagte Weil während eines Firmenbesuchs auf Journalistenfragen, ob ein in der Kritik stehender Kanzlerkandidat eine Hilfe im Wahlkampf sei. "Ich freue mich, dass er da ist." In seiner Partei klingt das stellenweise anders. Das Interview zum Jahreswechsel sei "Mist" gewesen, Steinbrück habe nach der Debatte über sein Millionenhonorar wieder das Bild "ein Mann des Geldes zu sein" bedient, hieß es mancherorts.

Dieses Bild wird nun um ein weiteres Detail reicher: Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtete, wollte Steinbrück 1998 Präsident des schleswig-holsteinischen Sparkassen- und Giroverbandes werden. Der Posten sei damals mit 400.000 Mark dotiert gewesen - mehr als die Ministerpräsidentin Heide Simonis verdiente. Information der FAS zufolge sei Steinbrücks Kandidatur jedoch von seiner eigenen Partei hintertrieben worden. Wie die Zeitung schreibt, unterstützte Simonis den Flensburger Oberbürgermeister und SPD-Mann Olaf Cord Dielewicz, der von der Verbandsversammlung mit Zweidrittelmehrheit gewählt wurde. Steinbrück war zu der Zeit Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, hatte sich aber mit der Ministerpräsidentin entzweit.

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