Siegfried Kauders Nominierung für die Bundestagswahl scheiterte an der eigenen Partei: Die Union entschied sich lieber für Thorsten Frei. Weil Kauder sich ungerecht behandelt fühlt, will der CDU-Abgeordnete nun als unabhängiger Kandidat antreten. Dafür sammele er Unterschriften von Unterstützern, sagte der bisherige Vorsitzende des Rechtsausschusses und Bruder von Unionsfraktionschef Volker Kauder der Nachrichtenagentur dpa. Für seine Kandidatur erhalte er viel Zuspruch.
CDU-Landeschef und Bundesvize Thomas Strobl rechnet damit, dass Siegfried Kauder deshalb aus der CDU ausgeschlossen wird. "Das ist der Klassiker für ein Parteiausschlussverfahren. Wenn ein Mitglied gegen ein von der Partei nominiertes Mitglied bei einer Wahl antritt, dann sind die Regelungen im Statut klar", sagte Strobl der Zeitung Die Welt. "Dieser Fall erfüllt die klassischen Voraussetzungen." Kauder könne einem Ausschluss aber zuvorkommen, indem er von sich aus die Union verlasse.
Auch Kauders Nachfolger als CDU-Kreisvorsitzender, der Europaabgeordnete Andreas Schwab, rief seinen Parteifreund zum Rückzug auf. Eine Kandidatur widerspreche der Satzung der CDU. Trete Kauder an, drohe ihm ein Verfahren zum Parteiausschluss. Die Partei habe sich für Frei entschieden und stehe geschlossen hinter ihm.
Kauder muss beim zuständigen Kreiswahlleiter 200 Unterstützungsunterschriften von Wahlberechtigten des Wahlkreises vorlegen. Der 62-Jährige sitzt seit 2002 für die CDU im Bundestag. Sollte er zur Wahl zugelassen werden, würde er gegen den CDU-Bewerber Frei antreten.