Deutsche Marine:"Gorch-Fock"-Kapitän entlastet?

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Der Bericht der Untersuchungskommission zu den Vorfällen auf der "Gorch Fock" soll den abgesetzten Kapitän entlasten. Laut einem Zeitungsbericht waren die Beschwerden über unzumutbaren Drill "Einzeläußerungen".

Die erhobenen Vorwürfe hätten sich "zum großen Teil als nicht haltbar" erwiesen, berichtet die Financial Times Deutschland. "Soweit Vorwürfe in Teilen bestätigt werden konnten, besaßen diese hingegen bei Weitem nicht die Qualität, die ihnen ursprünglich beigemessen worden ist", heißt es in dem 98-seitigen Bericht der Untersuchungskommission unter der Leitung des Chefs des Marineamts, Konteradmiral Horst-Dieter Kolletschke. Die Beschwerden von Offiziersanwärtern über unzumutbaren Drill nach dem tödlichen Unfall einer Kadettin im November bewerten die Ermittler demnach als "Einzeläußerungen".

Kapitän Norbert Schatz: Ex-Kommandant des Schulschiffes Gorch Fock. (Foto: dpa)

Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte Kapitän Norbert Schatz im Januar vorläufig suspendiert und die Rückkehr des Segelschulschiffs nach Deutschland angeordnet. Zuvor waren schwere Vorwürfe von Offiziersanwärtern über Schikanen an Bord bis hin zu sexueller Nötigung bekanntgeworden.

Für ihren Untersuchungsbericht hat die Kommission 221 Offiziersanwärter und 192 Angehörige der Stammbesatzung der Gorch Fock befragt. In ihrer Abschlussbewertung betonen die Ermittler, es sei gerade auch wegen der räumlichen Enge und der fehlenden Privatsphäre an Bord des Seglers nicht zu vermeiden, dass die "menschliche Fehlbarkeit gelegentlich im Einzelfall zu Beanstandung Anlass gibt". Persönlichem Versagen Einzelner sei die Schiffsführung jedoch "konsequent begegnet". Die Dienstaufsicht gegen systembedingte Risiken für die Grundsätze der Inneren Führung im Rahmen der Ausbildung würde grundsätzlich greifen.

Die Untersuchungskommission widerspricht demnach vor allem dem Kernvorwurf mehrerer Kadetten in Eingaben an den Wehrbeauftragten des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), sie seien nach dem tödlichen Sturz einer Kameradin aus der Takelage von ihren Ausbildern genötigt worden, wieder in die Segel zu klettern.

Nach Informationen der Bild-Zeitung wird Schatz jedoch nicht entlastet. Laut diesen Angaben werden in dem Bericht Ausbildungsdefizite beklagt. Offiziersanwärter seien auf ihre Aufgaben teilweise mangelhaft vorbereitet worden, schrieb die Zeitung bereits am Donnerstag. Das Verteidigungsministerium wollte sich dazu nicht äußern. Ein Ministeriumssprecher sagte, in Abstimmung mit der Leitung des Hauses gehe der Bericht zunächst an Königshaus und dann zeitnah an die Verteidigungspolitiker im Parlament.

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