Berlusconi: Ermittlungen in Italien:Ungesunde Kontakte nach Bari

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Eben ging es noch um Silvio Berlusconis Eskort-Damen, jetzt um eine mögliche Korruptionsaffäre: Im Mittelpunkt stehen die Gesundheitsbehörden in Bari.

Erst war es nur Silvio Berlusconis Privatleben, das in Italien für Schlagzeilen sorgte. Genauer genommen die undurchsichtigen Beziehungen des Ministerpräsidenten zu schönen Partygirls und attraktiven Eskortdamen. Nun aber stehen die Gesundheitsbehörden in der apulischen Hauptstadt Bari und dubiose Kontakte zu nationalen Politikern im Fokus der Aufmerksamkeit.

In der Bredouille: Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi. (Foto: Foto: AFP)

Die Causa begann delikat: Jungunternehmer Gianpaolo Tarantini hatte vor den Finanzbehörden ausgesagt, etwa 30 Frauen für diverse Partys in Berlusconis Privatvillen organisiert zu haben und diesen für etwaige sexuelle Handlungen auch Geld gezahlt zu haben. Dadurch gewann Tarantini Kontakte, um bei einer öffentlichen Ausschreibung der Gesundheitsbehörden in Bari mitverdienen zu können und brachte damit weitere Geschütze gegen Berlusconi auf. Denn wenn diese Aussagen stimmen sollten, wäre das der juristische Grund für einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Doch der Cavaliere, der sich jüngst als besten Ministerpräsidenten in Italiens 150-jähriger Geschichte bezeichnete, trotzt den Anschuldigungen. So wies er die Vermutung zurück, dass bei den Besuchen schöner Frauen Geld im Spiel gewesen sei. Er habe auch nicht gewusst, dass es sich bei Patrizia d'Addario um eine Prostituierte handelte. "Niemals in meinem Leben, nicht ein Mal, habe ich für sexuelle Dienste zahlen müssen", sagte der konservative Regierungschef. Dass er mit seinen Beziehungen zu schönen Frauen indirekt aber geschäftliche Beziehungen befördert, bringt Berlusconi in die Bredouille.

Für die attraktiven Begleitdamen kann er jedoch wohl nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Der Staatsanwalt von Bari, Antonio Laudati, bescheinigt Berlusconi Immunität. Er könne nicht strafrechtlich belangt werden.

Was die öffentliche Ausschreibung der Gesundheitsbehörden in Bari betrifft, so spricht Dario Franceschini, Vorsitzender der demokratischen Partei (PD) von einem "ungesunden Bezug zwischen Politik und Gesundheit". "Wenn es einen Bereich gibt, in dem es auf Kompetenz ankommt, so ist es der Gesundheitssektor und darauf kann auf keinen Fall politischer Einfluss genommen werden."

Denn italienische Medien berichten, dass "drei oder vier Parlamentarier" in die Untersuchungen zu den apulischen Gesundheitsbehörden verstrickt sein könnten. Nach einem Treffen von Abgesandten der Untersuchungskommission des Senats und mehreren Ermittlern vor drei Tagen in Bari bestritt Staatsanwalt Laudati dies jedoch. Auch drei anwesende Senatoren wiesen entsprechende Gerüchte zurück. Die Tageszeitung Corriere della Sera beruft sich jedoch auf interne Quellen der Staatsanwaltschaft und der Untersuchungskommission, die bekräftigen, dass "drei oder vier Parlamentarier involviert" seien.

Würde dies zutreffen, so stünde Berlusconi vor einem weiteren undurchsichtigen Kapitel von Interessenkonflikten und geheimen Gemauschels. Die Ermittlungen in Bari haben jedenfalls eben erst begonnen. Die Untersuchungskommission will sich nächste Woche erneut treffen. Erste Ergebnisse erwartet sie bis Ende September.

© sueddeutsche.de/Reuters/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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