Atomstreit mit Iran:IAEA-Inspekteure überprüfen iranisches Atomprogramm

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Eine Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde ist in Teheran eingetroffen, um das iranische Nuklearprogramm zu untersuchen. Empfangen wird sie mit militärischen Muskelspielen: Die Armee führt eine Übung zum Schutz der Atomanlagen durch. Die Regierung droht Deutschland zudem mit einer Ausweitung des Ölboykotts.

Zwei Tage hat das Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Zeit, um Hinweisen auf einen möglichen Atombombenbau in Iran nachgehen. An diesem Montag sind die Inspekteure in der Hauptstadt Teheran eingetroffen. Die Delegation werde mit Vertretern der iranischen Atomenergiebehörde über "eine diplomatische Lösung der Nuklearfrage" sprechen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Isna. Angaben zum genauen Programm oder zu möglichen Besuchen in iranischen Atomanlagen machte sie nicht.

Vor der Abreise hatte Chefinspekteur Herman Nackaerts betont, im Mittelpunkt der Mission stehe "natürlich die mögliche militärische Dimension des iranischen Atomprogramms". Die Inspekteure waren bereits im Januar zu einer Überprüfung in den Iran gereist. Nach IAEA-Angaben war der Besuch "gut" verlaufen, hatte jedoch keine konkreten Fortschritte gebracht.

Der Westen wirft Iran vor, am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist die Anschuldigungen entschieden zurück. Vor einer Woche teilte Iran in einem Brief an die EU mit, zur Wiederaufnahme der Gespräche mit der 5+1 Gruppe (die fünf UN-Vetomächte und Deutschland) bereit zu sein. Die Verhandlungen über das Atomprogramm lagen zu diesem Zeitpunkt seit mehr als einem Jahr auf Eis.

Viertägiges Luftabwehrmanöver

Zeitgleich mit dem Eintreffen der Inspekteure in Teheran begann das iranische Militär mit einer Luftabwehrübung. Das viertägige Manöver diene der Stärkung der Luftabwehr zum Schutz der Atomanlagen, hieß es von Seiten der Luftwaffenbasis Katem-ol-Anbia, von der aus die Luftabwehr und das Raketenprogramm des Landes koordiniert werden. Angaben über die Art der eingesetzten Waffen und die Zahl der beteiligten Soldaten wurden nicht gemacht.

Es ist davon auszugehen, dass das Manöver eine Antwort Teherans auf Äußerungen israelischer Politiker ist, die unlängst mit einem Angriff auf die iranischen Atomanlagen gedroht hatten. Auch US-Verteidigungsminister Leon Panetta hatte verkündet, Israel ziehe einen Luftschlag noch im Frühjahr in Erwägung.

Nicht nur in der Luft, auch zu Wasser will Teheran "seine Stärke" demonstrieren, wie die iranische Marine mitteilte. Zwei iranische Kriegsschiffe liefen am vergangenen Wochenende in den syrischen Hafen Tartus ein, sie sollen die syrische Marine bei der Ausbildung unterstützen. Iran ist in der Region der letzte Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der sich seit fast einem Jahr einer Protestbewegung gegenüber sieht. Die Kriegsschiffe waren am Samstag durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer gefahren. Es ist erst das zweite Mal seit der iranischen Revolution 1979, dass Teheran Marineschiffe ins Mittelmeer entsendet.

Teheran droht Deutschland mit Stopp der Öllieferungen

Irans Vize-Ölminister Ahmed Kalebani drohte unterdessen mehreren EU-Staaten mit einem Stopp der Öllieferungen. Sollten diese Länder ihre "feindlichen Handlungen" fortsetzen, werde der Export eingestellt, sagte Kalebani. Neben Deutschland nannte er Griechenland, Italien, die Niederlande, Portugal und Spanien. Am Sonntag hatte das Ölministerium bereits alle Lieferungen an Frankreich und Großbritannien gestoppt.

Im Atomstreit mit dem Iran hatte die EU im Januar ein Ölembargo beschlossen, das schrittweise bis zum 1. Juli in Kraft treten soll. Daraufhin kündigte Teheran seinerseits einen Ausfuhrstopp an. Davon wären vor allem die Südeuropäer betroffen, die die größten Abnehmer iranischen Erdöls sind. Für Deutschland, das im vergangenen Jahr nur 0,9 Prozent seiner Ölimporte aus dem Iran bezog, hätte ein Lieferstopp dagegen nur geringe Auswirkungen.

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