Afghanistan:Pakistans Preis

Es ist ein bemerkenswertes Zeichen, wenn der pakistanische Sicherheitsapparat die Deckung für die Taliban fallenlässt und die Verhaftung von Kommandeuren ermöglicht.

Stefan Kornelius

Während in Deutschland das Parlament bei der Mandats-Abstimmung einen für den Hausgebrauch inszenierten Tanz aufführt, bewegen sich in Afghanistan die Ereignisse in hohem Tempo. Im Süden meldet die Isaf erste Erfolge - die zusätzlich eingesetzten Soldaten können in Gebiete vordringen, die bisher nicht zu sichern waren. Damit werden die Taliban nach Pakistan zurückgedrängt.

In Pakistan selbst häufen sich die Festnahmen hochrangiger Taliban-Funktionäre. Auch wenn die Strukturen der Gruppierung flexibel sind und Führungsfiguren schnell rekrutiert werden: Es ist ein bemerkenswertes Zeichen, wenn der pakistanische Sicherheitsapparat die Deckung für die Gotteskrieger fallenlässt und die Verhaftung von mindestens 15 Kommandeuren, darunter sieben aus dem innersten Führungszirkel um Mullah Omar, ermöglicht.

Doch Vorsicht: Die Taliban sind eine heterogene Gruppierung. Nicht alle verhafteten Kommandeure müssen automatisch Feinde der afghanischen Regierung sein. Auch unter den Taliban wächst die Versöhnungsbereitschaft. Nun geht es um den Preis. Die pakistanische Regierung will ihren Einfluss in Kabul sichern und vor allem verhindern, dass Indien eine stärkere Rolle spielt. Der Anschlag in Kabul war auch gegen Inder gerichtet und ist wohl nicht nur Zeichen blinder Taliban-Wut.

Bei den Verhaftungen wie bei dem Anschlag gilt: Die Zusammenhänge sind nicht so simpel, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Nur in Deutschland wird man die Chancen, die sich nun eröffnen, nicht sehen. Hier ist alles wie immer: Die Öffentlichkeit will raus aus Afghanistan, die Linke will punkten, und die Mehrheit im Bundestag hofft, dass alles irgendwie gutgehen möge.

© SZ vom 27.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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