Ägypten:Polizist bei Anschlag auf Sinai-Halbinsel getötet

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  • Bei einem Angriff nahe dem berühmten Katharinenkloster in Ägypten wird mindestens ein Polizist getötet, drei weitere werden verletzt.
  • Zu der Tat bekennt sich die Terromiliz Islamischer Staat (IS).
  • Die Mönche bleiben einem Sprecher zufolge unverletzt.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Bei einem Angriff auf Sicherheitskräfte in der Nähe des Katharinenklosters sind laut dem ägyptischen Innenministerium ein Polizist getötet und drei weitere verletzt worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich; die IS-Propaganda-Agentur Amaq verbreitete eine entsprechende Erklärung im Internet. Am Palmsonntag waren bei Selbstmordattentaten auf Kirchen in der Stadt Tanta und in Alexandria 45 Menschen getötet worden, Dutzende weitere wurden verletzt. Auch zu diesen Taten bekannte sich der (IS); Präsident Abdelfattah al-Sisi verhängte daraufhin für drei Monate den Ausnahmezustand über das Land.

Ägyptische Medien berichteten, der Angriff habe einem Kontrollpunkt auf einer Straße gegolten, die zum Kloster führt; die Angreifer hätten Motorräder benutzt. Andere Medien zitierten allerdings den Polizeichef der Provinz, der sagte, ein Beamter habe aus Versehen Schüsse auf seine Kollegen abgegeben. Laut der Zeitung Masry el-Youm teilte das Innenministerium mit, dass einige Bewaffnete von einem Berg nahe des Checkpoints die Polizisten beschossen hätten; diese hätten das Feuer erwidert, bis die Angreifer geflüchtet seien.

Der Sprecher des Klosters, Vater Ghrighorius, sagte der Zeitung Masry el-Youm, die Mönche seien in Sicherheit. Sie hätten nichts von dem Zwischenfall mitbekommen. Er bestritt, dass das griechisch-orthodoxe Kloster selbst angegriffen wurde. Das von der Unesco als Weltkulturerbe eingestufte Kloster liegt am Fuße des fast 2300 Meter hohen Mosesbergs in der Provinz Südsinai und gilt als das älteste noch existierende Kloster der Christenheit. Kirche und Klosterfestung waren auf Geheiß von Kaiser Justinian zwischen 548 und 565 nach Christus errichtet worden.

Während die Regierung in Kairo für den Norden der Sinai-Halbinsel im August 2013 wegen Anschlägen des lokalen Ablegers des IS den Ausnahmezustand verhängte und ihn seither immer wieder erneuert hat, galt der Süden mit seinen Badeorten bislang als relativ sicher. Allerdings war es in Taba im Februar 2014 zu einem Anschlag auf einen Reisebus mit koreanischen Touristen gekommen, die auf dem Rückweg von dem Kloster nach Israel waren. Drei Touristen und ein ägyptischer Reiseleiter wurden bei der Explosion damals getötet. Aus el-Arisch, der Provinzhauptstadt des Nordsinai, waren jüngst mehr als 150 koptische Familien geflohen, nachdem der IS teils am helllichten Tag Christen ermordet und zu weiteren Angriffen auf sie aufgerufen hatte.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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