SZ-Serie "Der Weg nach Berlin":Weltformel aus Chemnitzer Sicht

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Im Schatten von Trittin und Göring-Eckardt will auch Petra Zais für die Grünen in den Bundestag. Es wäre ihr erstes Mal. Warum möchte sie ins Parlament? Für die Energiewende, die Rettung des Planeten? Das auch. Aber Zais hat andere, vielleicht dringlichere Anliegen.

Christoph Hickmann

Politiker "sind doch alle gleich", lautet das Pauschalurteil vieler Deutscher. Sind sie nicht. Die Süddeutsche Zeitung begleitet bis zur Bundestagswahl 2013 sieben Menschen aus sieben Parteien auf ihrem Weg in die Politik - Fehler, Rückschläge und Niederlagen inklusive. Eine Übersicht über alle Teile der Serie gibt es hier.

Die Grünen haben jetzt ihre Spitzenkandidaten, bei Petra Zais wird alles noch ein bisschen dauern. Es wird, vom Maßstab her, auch alles etwas kleiner sein, keine Urwahl, keine Podiumsdiskussionen, keine Auszählung, die tagelang dauert. Und trotzdem will auch Petra Zais, 55, wie Katrin-Göring-Eckardt und Jürgen Trittin in den Bundestag. Für sie wäre es das erste Mal.

Vor vier Jahren, da war es fast ein bisschen so wie in diesem Jahr vor der Urwahl bei den Bundes-Grünen: Petra Zais hat gekämpft, gegen eine andere Kandidatin, sie wollte auf Platz eins der sächsischen Landesliste und beackerte den Landesverband. Am Ende verlor sie doch. Es wurde Platz drei, sie schaffte es nicht nach Berlin, obwohl es knapp war.

"Unser Listenparteitag wird relativ spät sein, im März oder April", sagt Frau Zais. "Für mich ist es bis dahin vor allem wichtig, das Votum meines Stadtverbands zu haben - und das habe ich." Das bedeutet, dass die Chemnitzer Grünen sie bei ihrem Vorhaben unterstützen, wieder für die Landesliste zu kandidieren, diesmal von Anfang an auf Platz drei. So wie die Grünen derzeit in den Umfragen dastehen, ist das mittlerweile ein aussichtsreicher Platz.

Es ist ein Tag im Oktober, die große Urwahl ist noch nicht gelaufen, Petra Zais sitzt im Büro der Grünen im Chemnitzer Rathaus. Sie arbeitet hier als Geschäftsführerin der Stadtratsfraktion, gerade hat sie Kaffee durchlaufen lassen, nun soll sie erklären, warum sie das eigentlich will: ins Parlament. "Ich will ein paar Dinge verändern, die mir im Lauf meiner politischen Arbeit begegnet sind", sagt sie.

Zum Beispiel?

"Wir haben es hier immer wieder mit schlecht durchdachten Gesetzen aus Berlin zu tun", sagt sie und spricht von unterfinanzierten Kommunen, zu vielen Aufgaben, zu wenig Geld. Auch den Kampf gegen den Rechtsextremismus nennt sie, lange hat sie selbst Beratung gegen rechts gemacht, und auch hier geht es, klar, ums Geld, um die Förderung solcher Projekte. "Das ist mir wirklich wichtig", sagt Zais.

Das sagt jeder Kandidat: dass ihm dieses oder jenes wirklich wichtig sei. Interessant ist aber etwas anderes: dass beide Themen, die Frau Zais genannt hat, im grünen Ur-Wahlkampf so gut wie keine Rolle gespielt haben. Es ging da viel um die Energiewende, um Gerechtigkeit, Geschlechterfragen. Wenn die nicht so bekannten Kandidaten ins Geschehen eingriffen, ging es auch gern mal um die Rettung des Planeten oder die Weltformel. Es ging um die großen und die allzu großen Dinge.

Petra Zais hat im Rathaus nichts zur Weltformel gesagt, dafür hat sie, klar, auch über Gerechtigkeit geredet und die Energiewende. Aber nur kurz, sie hatte noch ein paar andere, vielleicht dringlichere Anliegen. Den Grünen dürfte das nicht unbedingt schaden.

© SZ vom 15.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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